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Lernen zum Erlebnis machen

15.06.1998  00:00 Uhr

- Politik

Govi-Verlag

Lernen zum Erlebnis machen

"Wir müssen uns Gedanken machen über Bildung und Erziehung am Beginn des 21. Jahrhunderts. Das sind Schlüssel für individuelle Lebenschancen, das ist aber auch so etwas wie der Wirtschaftsfaktor Nummer eins." Mit diesen Worten mahnte die baden-württembergische Kultusministerin Dr. Annette Schavan in ihrem Festvortrag anläßlich des 36. Pharmacon der Bundesapothekerkammer am 7. Juni in Meran zur Nachdenklichkeit.

Lange hätten Experten eine bessere Bildungsqualität gefordert, seien aber stets ausgelacht worden. Vielmehr haben Entscheidungsträger die wichtigsten Fragen der Bildungspolitik tabuisiert, gleichzeitig unaufhörlich geklagt und Innovationen, die mit einem höheren Stellenwert von Lernen und Leisten in unserer Gesellschaft zu tun haben, nicht gewagt, sagte Schavan. Heute bemerke man endlich die Notwendigkeit einer kulturellen Reproduktion, denn schließlich gehe es auch um die kulturelle Weiterentwicklung unserer Gesellschaft.

Das Vertrauen in die Institutionen der Bildung aber auch in die Kraft des erzieherischen Handelns sei geschwunden. Gleichzeitig werde jedem klar, daß alles was mit Erziehung zu tun hat, zum zentralen Faktor für die Lebenschancen junger Menschen geworden ist. Es wurde sehr lange der Eindruck erweckt, das Gelingen der Erziehung entscheide sich am subtilen Verhältnis zwischen dem Zögling und dem Erzieher, sagte Schavan. Heute wisse man, daß dieses Verhältnis in Strukturbedingungen eingebettet sei, die sich auf das kulturelle Umfeld und Generationenerfahrung beziehen.

Das Zwei-Generationen-Modell sei immer davon ausgegangen, daß sich die Jüngeren an den Älteren abarbeiten, also das von ihnen gelernte in Frage stellen; nach Meinung Schavans ein ganz natürlicher Vorgang. Die dritte Generation sei aber immer außen vor geblieben. Man müsse sich also die Frage stellen, was im Kampf der Jüngeren gegen die Älteren für die Enkelgeneration übrigbleibt. Deshalb gelte auch für die Erziehung als Teil des Generationenvertrages ein neues Paradigma der nachhaltigen Entwicklung.

Lernen muß so organisiert werden, daß dabei etwas Nachhaltiges herauskommt, betonte die Referentin. Schule und Erziehung seien auch dazu da, ein gerechtes Verhältnis zwischen den Generationen zu schaffen. Die Älteren dürften die Jungen nicht "beherrschen".

Nach Auffassung Schavans haben die vielen kurzlebigen Reformen in der Bildungspolitik nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung geführt. Das deutsche System sei teuer, verbrauche viele Ressourcen, halte dem internationalen Vergleich jedoch nicht stand. In einem vereinten Europa müsse man aber wettbewerbsfähig bleiben. Bildungsrelevantes Lernen und attraktive Lernmethoden seien gefragt. Bis dato arbeite die Schule unter schweren Bedingungen. Sie könne jedoch nur erfolgreich werden, wenn in der Bundesrepublik endlich die zentrale Bedeutung der Bildung erkannt werde.

"Mentalität unserer Gesellschaft ist es, auf Erlebnis und Design zu setzten", monierte die Kultusministerin. Schließlich forderten Eltern Klassenlehrer auf, Prüfungen ihrer Zöglinge nicht auf Montage zu legen; freie Brückentage zwischen Feiertagen seien eine Selbstverständlichkeit. Jetzt sei aber endlich eine neue Lust am Lernen und an Leistung gefragt. Dabei müsse das Kind als Kulturneuling von seinen Eltern und Erziehern intensiv betreut werden. "Wir müssen bereit sein, darüber Auskunft zu geben, was für wichtig und wertvoll genommen werden muß." Nörgeln und Pessimismus dagegen sei kontraproduktiv und ein Alptraum für junge Menschen.

Die Kultusministerin gab ein Plädoyer für die junge Generation. Diese sei nicht bedenkenlos sondern nachdenklich. Sie habe längst erkannt, daß die Menschheit an Grenzen stoße, die aber auch neue Chancen bergen. Jugendliche glaubten an wichtige Attribute wie Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Treue und Pflichten. Sie seien bereit, Verantwortung zu übernehmen. Erziehung als Teil des Generationenvertrages bedeute also, Impulse zu geben und fordere von allen Generationen Kreativität und Verantwortungsbewußtsein.

PZ-Artikel von Ulrich Brunner, Meran
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