ABDA-Thesen in der Diskussion |
16.06.1997 00:00 Uhr |
Als
Diskussionsrunde zum Thema ABDA-Thesen tarnte das Forum
Leipzig seine Veranstaltung im Rahmen der Interpharm.
Doch dann entpuppte sich die Diskussion als bloße
Selbstdarstellung des Verbandes. Alle
Diskussionsteilnehmer hatten die gleiche Meinung. Ein
Vertreter der ABDA fehlte in der Runde. Niemand
verteidigte also die Thesen. Schlechter Stil, kann man da
nur feststellen. Wenn, wie die Vorsitzende des Verbandes
in ihrem Schlußwort sagte, tatsächlich die Bereitschaft
zu Gesprächen mit der ABDA besteht, dann hätte man das
hier unter Beweis stellen können - Es waren genug
ABDA-Vertreter vor Ort.
Aber nicht nur formal, sondern auch inhaltlich ließ die
Veranstaltung zu wünschen übrig. Zu These 1: Wie kann
man es der ABDA vorhalten, daß zu viele Ärzte nicht zu
Qualitätszirkeln zu bewegen sind? Die
Eröffnungsdiskussion der Interpharm machte doch
deutlich, daß die ABDA zwar immer wieder anbietet, mit
ihrer pharmazeutischen Fachkompetenz die Ärzte zu
beraten, einige KVen aber gar nicht daran interessiert
sind. Andererseits wurden an vielen Orten infolge der
Kooperation des Bundesverbandes der Allgemeinmediziner
und der ABDA Arzt/Apotheker-Arbeitskreise gegründet, in
denen über den Einsatz von Arzneimitteln
interdisziplinär diskutiert wird. Die dafür notwendige
Überzeugungsarbeit muß also vor Ort stattfinden.
Mit dem Vorschlag, über andere Versorgungswege
nachzudenken, womit der Versandhandel gemeint sein
dürfte, schneiden sich die "Leipziger" ins
eigene Fleisch. Ist einmal der erste Schritt getan, neue
Distributionswege zuzulassen, wird es nicht mehr lange
dauern, bis die Apotheke ersetzt wird und dadurch auch
die Arbeitsplätze der nichtselbständigen Apotheker
gefährdet sind. Ebenso kurzsichtig ist die Kritik an
Eckpunkt 4. Wenn der Apotheker jetzt Dienstleistungen
anbietet, ohne den Anspruch zu formulieren, sie auch
honoriert zu bekommen, wird es nie zu einer gerechten
Honorierung in der Apotheke kommen.
Gegen Ende der Veranstaltung forderte die Moderatorin die
Diskussionsteilnehmer dazu auf, sich jeweils eine These
auszusuchen, die man streichen könnte. Das mutete nicht
mehr wie eine ernstzunehmende Diskussionsrunde, sondern
eher wie eine Fernsehshow an, nach dem Motto: Wünsch Dir
was.
Monika Noll
1. Verbesserung der Qualität und Sicherheit durch
Arzneimittelauswahl
2. Optimierung der Arzneimitteltherapie durch
apothekereigene Arzneimittelstatistik
3. Optimierung der Arzneimitteltberapie durch
Pharmaceutical Care
4. Höhere Arzneimittelsicherheit durch den Vertriebsweg
Apotheke
5. Sichere Selbstmedikation nur durch die Beratung des
Apothekers
6. Bessere Gesundheitsvorsorge durch vermehrte
Dienstleistungen der Apotheke
7. Verstärkte Gesundheitsaufklärung der Bevölkerung
durch die Apotheke
Um sicherzustellen, daß die in den Thesen
vorgeschlagenen neuen Aufgaben wirtschaftlich nicht zu
Lasten des Apothekers gehen, formulierte die ABDA als
Ergänzung sechs Eckpunkte, die strukturelle
Veränderungen im Gesundheitswesen vorsehen:
1. Anpassung der Arzneimittelpreisverordnung an
zukünftige Versorgungsstrukturen
2. Aufnahme eines festbetragsgruppenspezifischen
Festzuschlags bei wirkstoffgleichen Arzneimitteln in die
Arzneimittelpreisverordnung unter Berücksichtigung der
sich nach deren Systematik ergebenden Roherträge
3. Marktgerechte Preise
4. Honorierung der neuen Dienstleistungen des Apothekers
5. Aktualisierung der Approbationsordnung
6. Erhalt der Apotheke
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