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Englische Ärzte neiden Apothekern mehr Kompetenzen

09.06.1997  00:00 Uhr

- Politik

  Govi-Verlag

Englische Ärzte neiden Apothekern
mehr Kompetenzen

  Apotheker in Großbritannien sollen stärker in das Meldesystem für unerwünschte Arzneimittelwirkungen eingebunden werden. Die britischen Apothekerverbände begrüßen die Kompetenzerweiterung. Die Ärzteverbände sind gegen die vom Gesundheitsministerium offiziell als Modellversuch deklarierte Erweiterung der Aufgabenbereiche der Apotheker.

Folgendes hat sich geändert: Seit dem 1. April 1997 sind Apotheker in diversen britischen Großstädten offiziell damit beauftragt, Nebenwirkungen von Arzneimitteln an die Behörden zu melden. Bisher war das die alleinige Aufgabe von Ärzten, Zahnärzten und Coronern (Beamte zur Untersuchung der Todesursache in Fällen gewaltsamen oder unnatürlichen Todes).

Insgesamt nehmen rund 3200 Apotheker in den Städten Liverpool, Birmingham, Cardiff und Newcastle an dem Versuch teil. Die Apotheker sind damit beauftragt, Nebenwirkungen an das Committee on the Safety of Medicines (CSM) zu melden. Das CSM hat die Apotheker darum gebeten, mit den Hausärzten der Patienten zu kooperieren. Unklar ist, wie diese Kooperation genau aussehen soll. "Das ist eine Grauzone", so eine Sprecherin der National Pharmaceutical Association (NPA) gegenüber der PZ in London. "Es fehlt noch an schriftlich fixierten Regeln, was zur Aufgabe des Arztes und was zu der des Apothekers zählt." Dieser Mangel an klaren Kompetenzabgrenzungen hat bereits zum Streit zwischen den Standesorganisationen geführt. Die britischen Ärzte fürchten einen Kompetenzverlust.

Laut CSM ist das Meldesystem für Arzneimittelnebenwirkungen verbesserungsbedürftig. Ein Weg, die Meldehäufigkeit und -Genauigkeit zu verbessern, sei die Einbeziehung von Apotheken. Nebenwirkungen werden in Großbritannien im Rahmen des Yellow Card Scheme an die Behörden gemeldet. Arzt, Zahnarzt, Coroner oder Apotheker füllen eine gelbe Meldekarte aus, auf der Details über die aufgetretenen Nebenwirkung vermerkt werden. Die Karte wird dann an das CSM geschickt. Dort werden alle Informationen gesammelt und beurteilt.

Die britische Arzneimittelbehörde (Medicines Control Agency, MCA) befürwortet seit längerem die Ausweitung des Yellow Card Scheme und die Einbeziehung von Apothekern in das System. "Die Meldehäufigkeit und die Genauigkeit, mit der unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen registriert werden, kann durchaus verbessert werden", so eine MCA-Sprecherin auf Anfrage.

Die MCA war die treibende Kraft hinter der Einrichtung der vier Modellprojekte in Liverpool, Birmingham, Newcastle und Leeds. Allerdings hatte die Behörde laut MCA darauf bestanden, daß die an dem Versuch teilnehmenden Apotheker nur dann eine Nebenwirkung an die Behörden melden können, wenn der Apotheker zuvor mit einem Arzt über seinen Verdacht gesprochen hat.

Die MCA hält das für überflüssig. "Apotheker sind kompetent genug, um eigenständig und ohne ärztlichen Rat zu entscheiden, ob und wann eine Reaktion zu melden ist", so eine NPA-Sprecherin. Die NPA - einer der einflußreichsten Apothekerverbände in Großbritannien - verlangt zweierlei: Die an den vier Modellversuchen teilnehmenden 3200 Apotheker sollen auch ohne ärztliche Rücksprache Nebenwirkungen an die Behörden melden können und Apotheker sollen landesweit und auf Dauer mit der Meldung unerwünschter Arzneimittelwirkungen beauftragt werden. Britische Ärzteverbände sind strikt dagegen.

PZ-Artikel von Arndt Striegler, London
   

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