Politik
Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr als 50 Prozent der nicht
verschreibungspflichtigen Medikamente von Patienten selbst bezahlt. Mit
7,2 Milliarden DM lag der Umsatz mit vom Arzt verordneten rezeptfreien
Präparaten unter dem Selbstmedikationsumsatz (7,7 Milliarden DM).
Gegenüber 1996 sanken nach Erkenntnissen des Bundesfachverbands der
Arzneimittel-Hersteller (BAH) die Verordnungen rezeptfreier Arzneimittel nach
Umsatz und nach Packungen um zwölf Prozent. Dieser Rückgang habe durch ein
Plus von vier Prozent in der Selbstmedikation nicht ausgeglichen werden können.
Die BAH-Zahlen zeigen, daß sich die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) pro Versicherten im Vergleich zum Vorjahr verringert
haben: In den alten Bundesländern um 16,8 Prozent auf 420 DM, in den neuen
Bundesländern um 32,7 Prozent auf 471 DM.
Der BAH erinnert gleichzeitig daran, daß die Patienten in Westdeutschland einen
immer höheren finanziellen Anteil an ihrer Arzneimittelversorgung zu tragen hätten.
Im vergangenen Jahr summierten sich Arzneimittelzuzahlungen und Ausgaben für die
Selbstmedikation pro Kopf auf rund 190 DM. Der Durchschnittswert für
Ostdeutschland habe hingegen bei 144 DM gelegen.
Zugenommen haben nach BAH-Angaben in Ost- und Westdeutschland die Umsätze
in Drogerie- und Verbrauchermärkten mit freiverkäuflichen Arzneimitteln. Sie legten
in den alten Bundesländern um sechs Prozent auf 1,3 Milliarden DM zu, in den
neuen Bundesländern um 13 Prozent auf 0,2 Milliarden DM.
Der BAH macht die zum 1. Juli 1997 erhöhten Arzneimittelzuzahlungen für den
starken Rückgang der Verordnung rezeptfreier Medikamente verantwortlich. Die
jüngsten gesundheitspolitischen Eingriffe der Bundesregierung hätten einen
Steuerungseffekt auf die Struktur des Arzneimittelmarkts, kritisiert der
Pharmaverband.
PZ-Artikel von Ulrike Steckkönig, Bonn
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de