Politik
Auf die Apotheker
kommen mehr Beratungsgespräche im Rahmen der
Selbstmedikation zu. Davon ist zumindest der
Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH)
überzeugt. Die Interessenvertretung der Produzenten von
rezeptfreien Präparaten hält diese Entwicklung für
eine unvermeidliche Folge der jüngsten
gesundheitspolitischen Beschlüsse der Bonner
Regierungskoalition.
Denn die Entscheidung von Union und FDP, die
Zuzahlungen für Arzneimittel um 5 DM je Packung
anzuheben, komme einem faktischen Ausschluß zahlreicher
Präparate aus der Erstattungsfähigkeit der gesetzlichen
Krankenversicherung gleich. Laut BAH ist das künftig bei
18 Prozent aller Verordnungen zu Lasten der Krankenkassen
der Fall. Die Zuzahlung ist höher als der Packungspreis.
Damit aber lohne sich ein Arztbesuch in vielen Fällen
für den Patienten zumindest finanziell nicht mehr. Von
den daraus resultierenden Verordnungsrückgängen bei
rezeptfreien Medikamenten seien "insbesondere auch
Impulse für die Selbstmedikation" zu erwarten. Das
aber heißt: Noch mehr Kunden als bisher wollen von ihrem
Apotheker ausführlich beraten werden. Ein Trend, der dem
beruflichen Selbstverständnis der Apothekerschaft
entgegenkomme.
Der BAH hat auch errechnet, welche quantitativen
Dimensionen die um 5 DM erhöhten Zuzahlungen haben. Per
anno werden die Patienten zusätzlich mit drei Milliarden
DM belastet. Addiere man die bereits heute zu leistenden
Selbstbeteiligungen hinzu, hätten die Versicherten
künftig mehr als sechs Milliarden DM an
Arzneimittelzuzahlungen zu tragen. Diese Summe entspreche
etwa einem Fünftel der gesamten Arzneimittelausgaben der
gesetzlichen Krankenversicherung.
Hans-Bernhard Henkel, Bonn
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