Pharmazeutische Zeitung online

Russisches Roulette

05.04.1999  00:00 Uhr

- Politik

Russisches Roulette

von Stephanie Czajka, Berlin

"Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Postboten." Um diesem Szenario vorzubeugen, warnte Professor Dr. Hans Rüdiger Vogel, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), auf einer Pressekonferenz in Berlin vor Arzneimitteln aus dem Internet.

Noch ist der Stellenwert der virtuellen Apotheke gering. In einer vom BPI in Auftrag gegebenen Umfrage des Emnid-Institutes gab von rund 1000 befragten Deutschen nur ein Prozent an, bereits Arzneimittel über das Internet bestellt zu haben. Weitere zwanzig Prozent aber konnten sich eine künftige Nutzung vorstellen. In den Vereinigten Staaten von Amerika kaufen bereits 13 Prozent ihre Arzneimittel via Internet. Nach der Anzahl der Anfragen bei den Suchmaschinen rangierten Gesundheitsthemen nach Erotik/Pornographie und Computerthemen bereits auf Platz drei, sagte Dr. Berthold Gehrke von Compuserve Deutschland.

Die Hälfte der Befragten glaubt, daß die Qualität der Internet-Arzneimittel schlechter sei als in der Apotheke. 73 Prozent sehen eine Gefahr für andere. Immerhin 22 Prozent glauben, selbst auf der sicheren Seite zu sein, wenn sie nur kaufen, was sie kennen. "Was man sieht, ist nicht das, was man bekommt." Vogel warnte vor lebensgefährlichen Fälschungen und Qualitätsmängeln. Wer Arzneimittel im Internet bestelle, spiele "Russisches Roulette". Stichproben der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft hätten gezeigt, daß bei Internet-Medikamenten die Freisetzung der Wirkstoffe erheblich verzögert sein kann. Beipackzettel werden nicht mitgeliefert, geworben wird mit falschen Indikationen. Antiepileptika werden gegen Depressionen und zur Steigerung des Konzentrationsvermögens verkauft, Prozac gegen Bulimie, Migräne und extreme Gewalttätigkeit. Sieben Prozent aller Arzneimittel weltweit seien gefälscht, sagte Vogel. Die Seriositätsgrade der Anbieter sind unterschiedlich. Viele Cyber-Apotheken verkaufen verschreibungspflichtige Medikamente ohne Rezept, es berät der Cyber-Doc.

Richtet die virtuelle Apotheke realen Schaden an, haftet theoretisch der Anbieter. Im weltumspannenden, sich ständig ändernden Netz sei der aber nur schwer zu identifizieren und kaum dingfest zu machen, sagte Vogel. Hersteller müßten juristische Schritte gegen unseriöse Anbieter einleiten. Die Firma Pfizer führe inzwischen einige Verfahren gegen Anbieter von Viagra, bisher aber mit geringem Erfolg.

Vogel betonte, daß nicht die Sorge um die Umsätze den Verband zu dieser Warnung treibe. Dafür sei das Umsatzvolumen noch zu gering. Umgekehrt könnten auch die Krankenkassen nicht auf einen Spareffekt hoffen, denn angeboten würden fast nur teure Modedrogen.

Gehrke wies auf einen Nebenaspekt hin: Wer im Internet bestellt, hinterläßt eine Spur eigener Daten, von Namen, Adresse und Kreditkartennummer bis hin zu den eingegebenen Indikationen. Die Daten würden über zehn Jahre lang gespeichert.

Ein Faltblatt "Arzneimittel helfen: aber nicht aus dem Internet" kann beim BPI angefordert werden. Top

© 1999 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa