Politik
Mindestens sieben
Prozent der weltweit verkauften Arzneimittel sind
gefälscht; 1993 soll damit ein Umsatz von rund acht
Milliarden DM erzielt worden sein. Während in den
Industrienationen die Qualitätssicherung durch
Hersteller und Behörden in der Regel gut funktioniert,
haben Geschäftemacher in Entwicklungsländern oft
leichtes Spiel.
Ohne effiziente Arzneimittelaufsicht und
-kontrolle können Medikamente mit zu wenig, fehlendem
oder falschem Arzneistoff in den Markt gelangen. Ihr
Anteil soll in einigen Ländern Afrikas bis zu 60 Prozent
betragen. Grund genug für den German Pharma Health Fund
(GPHF), das Thema beim 5. GPHF-Dialog-Forum am 27.
Februar in Frankfurt aufzugreifen.
Von der betrogenen Hoffnung sprach der GPHF-Vorsitzende
Dr. Reiner Welters, denn Arzneimittelfälschungen sind
mehr als ein Kavaliersdelikt, sie sind Verbrechen, da sie
bewußt eine Schädigung und sogar den Tod von Menschen
in Kauf nehmen. Sie nutzen das Vertrauen der Kranken aus
und schädigen wie alle Plagiate Marken und Unternehmen.
Knappe finanzielle Ressourcen werden für unwirksame oder
gefährliche Mittel ausgegeben. Auch in Europa könnten
Versandhandel und Importe das Tor für Fälschungen
öffnen, warnte der Moderator Dr. Hartmut Morck.
"Je schwieriger es ist, überhaupt ein Medikament zu
bekommen, um so tragischer ist es, wenn es sich als
Fälschung erweist. Je schwächer die Kontrollsysteme, um
so häufiger und um so plumper sind die
Fälschungen", erklärte Agathe Wehrli von der WHO.
Die WHO setzt daher vor allem auf die Stärkung der
Arzneimittelkontrollsysteme zum Beispiel durch Normen und
Richtlinien für Herstellung, Kontrolle und
Arzneimittelüberwachung sowie die Schulung des Personals
in Arzneimittelbehörden.
Als Hilfsmittel vor Ort bezeichnet Welters ein Projekt
des GPHF, das die Arzneimittelkontrolle in den
Entwicklungsländern erleichtern soll. Dazu wurden
einfache physikalische und chemische Reaktionen sowie
dünnschichtchromatographische Methoden zusammengestellt,
die die Identitätsprüfung von Arzneistoffen in
Fertigarzneimitteln ermöglichen. Das MiniLab"
ist so konzipiert, daß auch angelerntes Personal nach
einer Schulung die Analysen ausführen kann. Die
Testphase beginnt im Herbst 1997 in Tansania und Namibia;
weitere Stationen sind Ghana und Kamerun.
Auf Arzneimittelfälschungen und das GPHF-Projekt wird
die Pharmazeutische Zeitung nach Ostern in einem
Titelbeitrag eingehen.
PZ-Artikel von Brigitte M. Gensthaler
© 1996 GOVI-Verlag
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