ABDA warnt vor negativen Folgen der Positivliste |
08.03.1999 00:00 Uhr |
Politik
Ob man eine Positivliste brauche, sei für die Apotheker keine Glaubensfrage, sondern eine Frage, die allein unter sachlichen Aspekten auf der Grundlage harter Fakten und frei von Emotionen und Vorurteilen entschieden werden solle. Wenn man berücksichtige, daß nach der Marktzulassung der Arzneimittel durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die kassenärztliche Verordnung bereits in den Arzneimittelrichtlinien und der Negativlisten geregelt sei, ergäben sich ernsthafte Zweifel, ob mit einer Positivliste wirklich, wie von der Bundesgesundheitsministerin vermutet, eine Qualitätsverbesserung in der Arzneimittelversorgung erreicht werden könne.
Grundsätzlich sei Arzneimittelvielfalt patientenfreundlich, weil damit auch eine therapeutische Vielfalt gegeben ist. Nach Auffassung der Apotheker ist daher nicht die Beseitigung der Arzneimittelvielfalt, sondern der sachgerechte Umgang mit ihr von entscheidender Bedeutung. Dies könne mit einer verstärkten Nutzung der apothekerlichen Kompetenz in der Arzneimittelversorgung besser erreicht werden als mit einer Positivliste.
Nach Auffassung der Apotheker sind eine Reihe von therapiebedeutsamen Wirkstoffen, aber auch die Arzneimittel der besonderen Therapierichtungen (Phytotherapie, Homöopathie, Anthroposophie) vom Verordnungsausschluß bedroht, wenn die Kriterien zugrunde gelegt werden, die die Krankenkassen propagieren.
Friese wies auch auf die Gefahr hin, daß eine Positivliste ohne eine schnelle Aktualisierung dazu führe, daß neue und innovative Arzneimittel in der GKV erst später als in anderen Ländern zum Einsatz kommen könnten.
Die Vermutung des SPD-Gesundheitspolitikers Rudolf Dreßler, mit einer Positivliste
jährlich Arzneimittelausgaben von sechs bis sieben Milliarden DM einsparen zu können,
sei nicht nachvollziehbar. Er wies darauf hin, daß mit einer Positivliste nicht die
Behandlungsnotwendigkeiten reduziert, sondern das Spektrum der verordnungsfähigen
Arzneimittel begrenzt würde. Da die Arzneimittelpreise mit den Festbeträge bereits unter
Kontrolle seien, seien Umstellungen in der Arzneiversorgung, aber nicht Einsparungen zu
erwarten. Ohnehin sei die Zahl der verordneten Arzneimittelpackungen trotz gestiegener
Versichertenzahl seit 1992 um 200 Millionen Packungen zurückgegangen.
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