Oberender befürchtet Apothekensterben |
02.02.2004 00:00 Uhr |
Schon in den nächsten Jahren droht nach Ansicht des Gesundheitsökonomen Professor Dr. Peter Oberender eine erhebliche Marktbereinigung bei den Apotheken. Der Grund seien weitere Reformen, von denen auch der Arzneimittelsektor wieder erheblich betroffen sei.
Bei einer Euroforum-Veranstaltung zum Thema „Arzneimittelvertrieb“ in Freising bei München ließ Oberender keinen Zweifel daran, dass es auch in naher Zukunft weitere Reformen innerhalb der Arzneimitteldistribution geben werde.
Der Versandhandel werde zwar nicht „die Rolle spielen, die die Politik erwartet hat“ und vielleicht auf lange Sicht 5 bis 6 Prozent Marktanteil schaffen. Aber für den Bereich Mehr- und Fremdbesitz erwartet Oberender Änderungen des Status Quo. So werde der Mehrbesitz weiter ausgedehnt werden, da die Beschränkung auf maximal vier Apotheken nicht zu halten sei. Den Fremdbesitz erwartet er für „spätestens 2006“. Eine besondere Rolle komme dabei dem pharmazeutischen Großhandel zu, und zwar insbesondere den Unternehmen, die im internationalen Geschäft bereits Erfahrung mit Apothekenketten gesammelt hätten.
Eine wirkliche Kostendämpfung werde zwangsläufig nicht ohne eine weitergehende Liberalisierung machbar sein, glaubt Oberender. Allerdings seien eben nicht der Fremd- und Mehrbesitz hierfür der entscheidende Schlüssel, sondern die Deregulierung bei der Preisbildung. Erst sie werde der Gesetzlichen Krankenversicherung mehr Beitragsstabilität bringen.
Oberender glaubt, dass insbesondere „die kleinen Apotheken“ ein Problem
haben werden, am Markt zu bestehen. Bis zu einem Drittel der
Marktteilnehmer drohe in den nächsten Jahren das Aus. Es werde zwischen
5000 und 6000 Apothekenschließungen geben, mutmaßte Oberender.
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