BAH: Positivliste wird Kosten hochtreiben |
24.01.2000 00:00 Uhr |
Politik
Die Positivliste wird Auswirkungen auf das Verordnungsverhalten der Ärzte haben - ob sie als Rechtsverordnung durchgesetzt wird oder nicht: "Es reicht für den Markt aus, dass der Entwurf für eine Verordnung kursiert", so Dr. Mark Seidscheck, Hauptgeschäftsführer des Bundesfachverbandes der Arzneimittelhersteller (BAH) in Bonn. Er entwarf zwei Szenarien einer Zukunft nach Einführung der Positivliste.
"Kommt die Liste ohne therapeutische Lücken und ohne Budgetdeckelung, wird dies eine Kostensteigerung für die GKV zur Folge haben. Die Ärzte werden nicht mehr erstattungsfähige Präparate durch erstattungsfähige ersetzen, und zwar durch tendenziell hochpreisige Arzneimittel." Bleibt der Budgetdruck, würden weniger rezeptfreie Präparate verordnet - ein Trend, der sich im dritten Quartal 1999 auch ohne Positivliste schon deutlich abgezeichnet hat. Im Vergleich zu 1998 ging der Umsatz der verordneten rezeptfreien Arzneimittel um acht Prozent auf 1,68 Milliarden DM zurück. Wenn die Positivliste ganze Indikationsgebiete ausgrenze, hätte dies, unabhängig von der Budgetsituation der Ärzte, Verordnungseinbrüche in den betroffenen Therapiefeldern zur Folge.
Der Selbstmedikationsmarkt würde vermutlich belebt werden. "Die Selbstmedikation wird rezeptfreie Medikamente in Zukunft teilweise ersetzen, wird aber auch von der freiwilligen Alternative zu einer aufgezwungenen Eigenverantwortung führen", prognostizierte Seidscheck. Auch diese Entwicklung deutete sich im dritten Quartal 99 an: Dort legte der Umsatz auf dem Selbstmedikationsmarkt um drei Prozent auf 1,9 Milliarden DM zu.
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