Politik
Hans-Günter
Friese übernimmt das Ruder der ABDA
Hans-Günter Friese,
Präsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, ist am
12. Dezember 1996 von der Mitgliederversammlung der ABDA
- Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mit 89
Prozent der Stimmen (11 Prozent Nein-Stimmen) zum
Präsidenten gewählt worden. Er löst Klaus Stürzbecher
ab, der nach fast 15 Jahren als ABDA-Präsident nicht
wieder für das Amt kandidierte. Einstimmig war die
Mitgliederversammlung Frieses Vorschlag gefolgt,
Stürzbecher zum ABDA-Ehrenpräsidenten zu ernennen:
stehende Ovationen, lang anhaltender Beifall.
Werner Trockel, Vorsitzender des Saarländischen
Apothekervereins, ist mit 60 Prozent der Stimmen als
Vize-Präsident der ABDA wiedergewählt worden. Gegen ihn
war Gerhard Reichert, Bayerischer Apothekerverband,
angetreten. Als Mitarbeitervertreter löst Götz
Schütte, Geschäftsführer der Apothekerkammer
Niedersachsen, Dr. Herbert Gebler, Präsident der
Apothekerkammer Niedersachsen, ab.
"Die Apotheker werden nur dann Erfolg haben, wenn
sie sich mit neuen Inhalten und beruflichen Investitionen
zu ihrem Berufsstand bekennen", sagte Stürzbecher
voraus. In seinem Rückblick über die Amtszeit hob er
die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten als
ganz besonderen Höhepunkt hervor: Stürzbecher sei
dankbar, daß er in einem solchen historischen Augenblick
die Verantwortung für die ABDA haben durfte. In nur
einem Jahr sei es gelungen, das deutsche Pharmaziewesen
zusammenzuführen. Die Ost-Apotheken hätten in dieser
Zeit die privatwirtschaftlichen Strukturen übernommen.
In seinen Rückblick (siehe auch Editorial in PZ 50)
schloß Stürzbecher seinen Dank an die
Geschäftsbereiche der ABDA sowie deren Leiter -
Professor Dr. Rainer Braun, Dr. Paul Hoffacker, Dr.
Johannes Pieck, Hartmut Schmitt - ein. Die ABDA verfüge
nicht nur in Eschborn über eine "starke
Equipe", sondern sei auch im Bonner ABDA-Haus mit
Ruth Heintskill ("Sie leistet hervorragende
Lobbyarbeit"), in Brüssel mit Professor
Ernst-Dietrich Ahlgrimm ("Er betreibt die
Europapolitik mit viel Verve"), und in Straßburg
mit Walter Overbeck gut repräsentiert.
Eine Politik der Abwehr führt nicht weiter. Das habe die
ABDA nach Inkrafttreten des Gesundheitsstrukturgesetzes
gelernt, erinnerte sich Stürzbecher.
Bundesgesundheitsminister Seehofer begrüßte seinerzeit
ausdrücklich, daß die ABDA Ende 1993 als erste
berufspolitische Organisation unter dem Titel
"Verbesserung der Arzneimittelversorgung - mehr
Verantwortung für den Apotheker" ein
gesundheitspolitisches Papier verabschiedet habe, dessen
Inhalte der Minister unterstützt. Seehofer setze darauf,
daß sich die Etablierung von Gesprächskreisen zwischen
Ärzten und Apothekern bundesweit fortsetzt, weil sich
hier Synergieeffekte gezeigt hätten.
"Wir sind dem Berufsstand verpflichtet"
Friese hat nach der Wahl seinem Vorgänger Stürzbecher
dafür gedankt, daß er sich in außerordentlicher Weise
für den Berufsstand eingebracht habe. Der
Bundesgesundheitsminister habe erst in einem kürzlich
geführten Gespräch versichert, daß Klaus Stürzbecher
eine feste Größe in der Gesundheitspolitik sei. Mit
diesem Kompliment habe Seehofer den Apothekern
Glaubwürdigkeit attestiert. Friese, der zum Jahresende
1994 nach zehnjähriger Amtszeit als Präsident der
Bundesapothekerkammer zurückgetreten war und seit 1981
Präsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist,
dankte Stürzbecher dafür, daß dieses Vertrauen und der
gute Draht zum Haus Seehofer auf ihn übergehen soll.
Das Wahlergebnis ist für Friese ein Zeichen des
Vertrauens. Von den Mitarbeitern erwartet er unbedingte
Offenheit, Bereitschaft zur Zusammenarbeit und
Loyalität, so wie er jederzeit für Gespräche offen sei
und sich ganz für die Sache der Apotheker einbringen
will.
Die Basis habe kein Verständnis für innerverbandliche
Reibungsverluste. Deshalb appellierte Friese an die
Kollegen und Mitarbeiter, sich gegenseitig zu informieren
und gemeinsam zu handeln. Die Zeit verlange, mehr zu
gestalten als zu verwalten. "Fragen wir uns also
nicht, was die ABDA für uns getan hat, sondern was wir
für die ABDA getan haben und tun können".
PZ-Artikel von Gisela Stieve, Eschborn
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