Politik
"Willkommen bei InfoMedica, der autorisierten Informationsbank zu
Gesundheits- und Krankheitsfragen für ganz Schweden", schallt es einem
entgegen, wenn man den neuen Internetdienst der schwedischen
Trägerorganisationen für das Gesundheitswesen anklickt. Ob es um das
Recht der Patienten im Gesundheitswesen geht oder um eine medizinische
Frage, ob der Internetsurfer wissen will, wo die nächste Apotheke liegt und
wann sie geöffnet ist oder wie lang die durchschnittliche Verweildauer in den
schwedischen Krankenhäusern ist - unter der Internet-Adresse
"http://www.infomedica.nu" erhält er seit Oktober 1998 Antwort.
Die Nordeuropäer sind Weltmeister im Internetsurfen. Finnen, Norweger und
Schweden belegen bei entsprechenden Untersuchungen weltweit die ersten Plätze,
wenn es um die Verbreitung von Internetanschlüssen und deren Nutzung geht. Im
Vergleich zu Deutschland surfen die Skandinavier bis zu sieben mal häufiger im
Internet. Kein Wunder also, wenn auch das Gesundheitswesen im hohen Norden
immer mehr auf Information und Aufklärung über den Cyberspace setzt. Eine
Vorreiterrolle hat dabei jetzt Schweden übernommen - mit einem speziellen
medizinischen Informationskanal im Internet unter dem Namen "InfoMedica".
Dabei ist InfoMedica nicht einfach ein Angebot unter vielen. Der Kanal, der "Wissen
für Gesunde und Kranke" bietet, wird von den offiziellen Träger- und
Aufsichtsorganen des schwedischen Gesundheitswesens getragen und gestaltet.
Sämtliche Provinziallandtage, die als Träger und Finanziers für nahezu das gesamte
Gesundheitswesen in Schweden zuständig sind, gehören zu den Produzenten,
ebenso die schwedische staatliche Apothekengesellschaft Apoteket AB sowie
Socialstyrelsen, die staatliche Aufsichtsbehörde für das gesamte Gesundheitswesen.
Gemeinsam haben sie den Auftrag zur Erstellung des Internet-Angebots erteilt und
stellen die medizinische Qualität sicher, mit der hier gearbeitet wird.
Daß hier Informationen für den 13jährigen ebenso wie für seine Großmutter
bereitgestellt werden, merkt der Nutzer, wenn er sich zum ersten Mal auf die Seiten
von InfoMedica begibt. Im rechten Teil des Begrüßungsbildschirms wird ihm eine
Gebrauchsanweisung angeboten, mit deren Hilfe er dann anschließend schnell und
zuverlässig durch das Informationsangebot surfen kann - auf Wunsch und bei
entsprechender Ausstattung seines Computers auch multimedial mit begleitendem
Ton und Dia-Show.
Medizinische Fragen werden von Fachärzten beantwortet - garantiert
Doch der eigentliche Hit des Angebotes ist die Möglichkeit, Ärzte um Auskünfte und
Rat zu bitten. "Fråga Doktorn", heißt es da: "Fragen Sie den Doktor". Antwort gibt
es garantiert - innerhalb von längstens sieben Tagen. Während die Ärzte - eine ganze
Reihe von Spezialisten, die für die Beantwortung der verschiedensten Fragen
bereitstehen - bekannt sind und die Antworten mit ihrem Namen unterzeichnen,
bleibt der Fragesteller anonym. Seine Antwort kann er ebenfalls im Internetauftritt
von InfoMedica lesen, erreichbar hinter einer eigens angelegten Schaltfläche "Lesen
Sie Ihre Antwort" ("Läs ditt svar").
Aber nicht jeder will gleich einen Arzt um Rat fragen. Zum Thema Selbstbehandlung
gibt es ebenso ein Angebot wie zum Thema Krankheiten. "Schmerzen sind ein
Warnsignal, es reicht nicht, sie mit Arzneimitteln zu betäuben", heißt es etwa zum
Thema Schmerz in der Selbstbehandlungsabteilung. Weitere Informationen findet
man beispielsweise zu Rücken- und Nackenschmerzen, Verstauchungen oder
Schmerz und Fieber bei Kindern.
In der Abteilung Krankheiten (Sjukdomar) gibt es bisher vor allem Informationen zu
verschiedenen Krebserkrankungen, zu Hüftleiden und Herz-Kreislauf-Problemen.
Alle Informationen sind medizinisch abgesichert und so aufgeteilt, daß die
Informationstiefe vom einzelnen Anwender selbst bestimmt werden kann. So gibt es
Informationen über die Erkrankung selbst, über Symptome und Diagnosen, über die
mögliche Behandlung und zur Vorbeugung. Zusätzlich kann man unter "Fragen und
Antworten" Auskünfte zu häufig gestellten Fragen bekommen.
"Dein Recht im Gesundheitswesen"
Das Angebot von InfoMedica in diesen Bereichen wird - so die Absicht der
Betreiber-Gesellschaften - kontinuierlich erweitert. Mehr Krankheitsbilder sollen
aufgenommen werden, und die Anregungen und Hinweise der Nutzer werden beim
Ausbau berücksichtigt. Dabei gibt es bereits jetzt eine Fülle von nützlichen
Informationen über Gesundheit, Krankheit und das schwedische Gesundheitswesen.
"Dein Recht im Gesundheitswesen" (Din rätt i vården) etwa zeigt dem Patienten
schnell und übersichtlich, welche Anrechte er auf schnelle und qualitativ hochwertige
Versorgung hat und wo er im Zweifelsfall detaillierte Angaben über die Höhe von
Selbstbeteiligungen oder ähnliches erhält.
Zusätzlich wird an verschiedenen Stellen im gesamten Angebot immer wieder auf die
besonderen Rechte der Patienten verwiesen. So werden die Patienten etwa im
Zusammenhang mit Brustkrebs ausdrücklich darauf hingewiesen, daß sie das Recht
haben, von ihrem Arzt über verschiedene Behandlungsalternativen in ihrem speziellen
Fall informiert zu werden.
Ein weiteres Angebot: In einer eigenen Abteilung finden sich Adressen und Links zu
Dutzenden von Patienten- und Selbsthilfevereinigungen, bei denen man weitere
Informationen und Hilfe finden kann. Außerdem gibt es auf jeder Seite des
Internet-Angebotes die Möglichkeit, über einen Klick auf die schwedische
Landkarte zu einer Auswahlseite mit allen schwedischen Provinziallandtagen und der
schwedischen staatlichen Apothekengesellschaft Apoteket AB zu gelangen.
Mit einem Mausklick zur nächsten Apotheke
Von hier aus ist es dann nur einen Mausklick weit bis zur Startseite von Apoteket
AB mit einem eigenen, riesigen Informations- und Kommunikationsangebot. So gibt
es etwa für jede der rund 900 Apotheken in Schweden eine eigene Homepage mit
Angaben über Lage und Öffnungszeiten und einem Lageplan, der so lange gezoomt
werden kann, bis man sich einen Stadtplan mit der präzisen Lage der Apotheke
ausdrucken lassen kann. Zusätzlich gibt es nahezu alles, was man zum Thema
Apotheke und Medikamente in Schweden schon immer wissen wollte - von
aktuellen Informationen der Apotheken in Schweden über ein Angebot zu
verschiedenen Krankheitsbildern bis hin zu detaillierten Statistiken über Arzneimittel
und allgemeinen Zahlen des Gesundheitswesens in Schweden. Service für den
Kunden wird hier groß geschrieben - wer das Internet nutzt, findet an dieser Stelle
(fast) alles über Apotheken und Arzneimittel in Schweden.
Insgesamt ist das neue Angebot von InfoMedica in Schweden ein Service, der
seinesgleichen sucht - reklamefrei und für die Nutzer kostenlos.
PZ-Artikel von Uwe Preusker, Stockholm
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