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Klinikware künftig deutlich kennzeichnen

Datum 02.11.1998  00:00 Uhr

- Politik

Govi-Verlag

Klinikware künftig deutlich kennzeichnen

Ein zentrales Thema des Deutschen Apothekertages Anfang Oktober in München war der graue Markt, bei dem Klinikware zur Verkaufsware in öffentlichen Apotheken umgewidmet wird. Als Lösung des Problems wurde die eindeutige Deklaration der Klinikware diskutiert. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) versucht in Gesprächen mit der Industrie, eine freiwillige Kennzeichnung der Klinikware zu vereinbaren. Gerhard Reichert, DAV-Vorstandsmitglied, führt diese Gespräche und gab der Pharmazeutischen Zeitung ein Interview zum Sachstand.

PZ: Herr Reichert, Sie führen für den DAV die Gespräche mit der Industrie. Mit wieviel Herstellern haben Sie gesprochen und welche Resonanz hatten Sie?

Reichert: Mittlerweile haben wir mit 14 Firmen gesprochen. Zum Teil in Einzelgesprächen, zum Teil aber auch mit dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller. Grundsätzlich kann gesagt werden, daß die Firmen aufgeschlossen sind und an einer Lösung des Problems mitarbeiten wollen.

PZ: Können Sie das Problem noch einmal kurz beschreiben?

Reichert: Das Problem besteht darin, daß viele Arzneimittel, die für den Einsatz im Krankenhaus vorgesehen sind, nicht deutlich als solche gekennzeichnet sind. Es besteht die große Gefahr, daß solche Waren auf grauen Wegen zum pharmazeutischen Großhandel und damit in unsere Offizin gelangen. Dies ist nicht nur eine Wettbewerbsverzerrung, sondern dies bedeutet auch eine Gefährdung der Arzneimittelpreisverordnung.

PZ: Wie glauben Sie, daß dieses Problem beseitigt werden kann?

Reichert: Unsere Minimalforderung ist, alle Arzneimittel, die im Krankenhaus eingesetzt werden, deutlich zu kennzeichnen. Das heißt, jede einzelne Packung muß zweifelsfrei als Krankenhausware erkannt werden. Es ist nicht zweckmäßig, wenn nur Bündelwaren den Aufdruck tragen. Diese können leicht - mit einem Scherenschnitt - wieder in Originalware umgewandelt werden. Noch besser wäre es allerdings, wenn sich die Krankenhausware durch die äußere und innere Aufmachung grundsätzlich von der Offizinware unterscheiden ließe.

PZ: Können Sie aufgrund Ihrer Gespräche schon über konkrete Erfolge berichten?

Reichert: Ja, durchaus! Ein Vorbild bei der getrennten Gestaltung der Packungen ist zum Beispiel die Firma Merck, die sukzessive ihre Klinikpackungen umgestalten wird. Auch die Firma Hoechst Marion Roussel arbeitet an einer Lösung dieses Problems und hat uns bereits einige richtungsweisende Packungen vorgestellt. Ich darf davon ausgehen, daß im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Firmen in unserem Sinne aktiv wird. Natürlich kann nicht erwartet werden, daß dies von heute auf morgen passiert. Vorhandene Verpackungen und Kapazitäten müssen sicherlich erst noch aufgebraucht werden.

PZ: Wie sollte denn eine Krankenhauspackung nach Ihrer Meinung aussehen, um die von Ihnen geforderten Kriterien zu erfüllen?

Reichert: Es wäre zum Beispiel denkbar, daß Tabletten für das Krankenhaus in einem Zwölfer-System gepackt werden, Offizinware dagegen zu zehn in einer Packung. Damit wäre sichergestellt, daß Krankenhausware nicht durch Umpacken zur Offizinware werden kann.

PZ: Wie reagieren die Herstellerfirmen, wenn Sie sich mit diesem Problem zu einem Gespräch anmelden?

Reichert: Ich muß sagen, erstaunlich positiv. In der Regel begleitet mich Herr Dr. Frank Diener von der ABDA auf diesen Reisen. Zu unserer Freude können wir feststellen, daß in jedem Fall Vorstandsmitglieder der jeweiligen Herstellerfirma die Gespräche mit uns führen. Allein aus dieser hochkarätigen Besetzung leiten wir ab, daß unsere Bitten und Vorschläge ernst genommen und nicht abgetan werden.

PZ: Diese Überzeugungsarbeit ist doch sicher zeitaufwendig. Glauben Sie, daß der Aufwand den Nutzen rechtfertigt?

Reichert: Die Besuche sind sehr zeitaufwendig, aber ich denke, die Mühe lohnt sich. Nur in direkten Gesprächen läßt sich darlegen, warum eine derartige Kennzeichnung unbedingt sein muß. In Kollektivgesprächen, wie sie früher geführt worden sind, hat sich gezeigt, daß zwar alle Beteiligten verständnisvoll genickt haben, aber de facto nicht die Absicht hatten, irgend etwas zu ändern. Eine Änderung kann wirklich nur im konkreten Einzelgespräch herbeigeführt werden.

PZ: Würde es sich nicht anbieten, den Gesetzgeber aufzufordern, im Arzneimittelgesetz die Kennzeichnung der Krankenhausware zwingend vorzuschreiben?

Reichert: Es wäre sicherlich ein Weg, aber ich bin nicht sicher, ob wir ihn beschreiten sollten. Grundsätzlich denke ich, wir sollten nicht immer und sofort nach dem Staat rufen. Wenn ich den Staat auffordere, tätig zu werden, muß ich darlegen, warum Handlungsbedarf besteht. Ich glaube, wir sind besser beraten, gar keinen Handlungsbedarf auf Dauer entstehen zu lassen und Mißstände innerhalb unserer Gremien und innerhalb unserer Branche zu beseitigen. In der jetzigen Zeit stehen die Chancen dafür gut.

PZ: Wie hoch schätzen Sie den Wert der Ware , die vom Krankenhaus jährlich in den Offizinbereich geschleust wird?

Reichert: Auf alle Fälle viel zu hoch. Jede Spekulation wäre kontraproduktiv. Die Frage darf sich künftig gar nicht mehr stellen. Krankenhausware ist als solche deutlich zu kennzeichnen, egal, um welchen Wert es sich handelt. Nur eine saubere Trennung der beiden Vertriebskanäle kann Ruhe an dieser Front bringen.

PZ-Artikel von Hartmut Morck, Eschborn

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