Politik
Ärzte und Apotheker in Westfalen-Lippe wollen ihre Zusammenarbeit
intensivieren. Die enge Kooperation müsse vor allem den Patienten dienen,
erklärten die Standesvertreter beider Heilberufe auf einer Pressekonferenz
am 24. September in Münster.
In einer gemeinsamen Erklärung bekräftigten Apothekerkammer und -verband
Westfalen-Lippe sowie die Ärztekammer und die Kassenärztliche Vereinigung, daß
"eine Kooperation von Ärzten und Apothekern der Sicherstellung einer optimalen
Arzneimitteltherapie des Patienten im Kontext schwieriger gesundheitsökonomischer
Rahmenbedingungen dient. Verbesserung der Arzneimitteltherapie und Senkung der
Krankheitskosten sind konkrete Zielvorstellungen."
Bereits heute gibt es nach Angaben von Hans-Günter Friese, Präsident der
Apothekerkammer Westfalen-Lippe und der ABDA, rund 20 lokale Qualitätszirkel,
in denen Ärzte und Apotheker über neue Arzneistoffe, die Qualität von Generika
oder Nebenwirkungen diskutierten. Durch die Gesprächskreise habe sich die
gegenseitige Akzeptanz der Heilberufler im Kammerbereich deutlich verbessert, so
Friese.
Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Lothar Müller,
erwartet, daß die Arzneimitteltherapie durch die Arbeit der Gesprächszirkel
ökonomischer und besser wird. Dadurch werde auch Spielraum für die Erstattung
innovativer Arzneimittel geschaffen. An dem grundlegendem Dilemma der
gesetzlichen Krankenversicherung, nämlich dem Rückgang der Einnahmen, werden
Ärzte und Apotheker freilich nichts ändern können, so Müller.
Von einer ökonomischen Arzneimitteltherapie profitieren auch die Ärzte. Sie hoffen,
daß die Apotheker ihnen helfen, Regresse zu vermeiden; im laufenden Jahr liegen die
Verordnungskosten in Westfalen-Lippe leicht über dem Arzneimittelbudget. "Der
Apotheker ist der Experte in allen Fragen rund um das Arzneimittel," sagte Dr. Ingo
Flenker, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Die Ärzte seien angesichts
der großen Zahl von Medikamenten nicht in der Lage, alle aktuellen Entwicklungen
zu verfolgen.
Eine zentrale Aufgabe der Apotheker sieht Flenker auch in der Selbstmedikation. Er
müsse den Patienten über mögliche Nebenwirkungen aufklären und wenn nötig an
einen Arzt verweisen. Denn nur dieser könne aufgrund seiner medizinischen
Kompetenz diagnostizieren und therapieren. Auch in einer engen Kooperation
müßten die Aufgaben der beiden Heilberufler klar voneinander abgegrenzt bleiben.
"Idealerweise stehen die Kompetenzbereiche des Apothekers und des Arztes
komplementär, also ergänzend zueinander, sagte Flenker."
PZ-Artikel von Daniel Rücker, Münster
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