Politik
Apotheken, einst unumstritten Marktführer im Gesundheitssektor,
müssen sich auf ihr früheres Berufsbild besinnen, um sich behaupten zu
können. Zu diesem Ergebnis kommen Dr. Andreas Kaapke und Lars
Heemann in einer Studie des Instituts für Handelsforschung der Universität
Köln. Hauptproblem sei, daß die Vielfalt in der Angebotsverbreitung
zunehme, etwa der Versand freiverkäuflicher Präparate via Internet und in
Supermärkten.
Das Standesbild des Apothekers war in der Vergangenheit durch die Vernetzung
zwischen heilkundlicher Kompetenz, handwerklicher Fertigkeit und kaufmännischem
Geschick geprägt, so die Autoren. Heute hätten jedoch die modernen industriellen
Herstellungsverfahren die handwerklichen Fähigkeiten des Apothekers weitgehend
überflüssig gemacht. Zudem schreibe fast jede zweite Apotheke -
betriebswirtschaftlich betrachtet - rote Zahlen. Zwei Faktoren seien dafür
verantwortlich, die Kostendämpfungspolitik und die wachsende Konkurrenz von
Drogerie- und Supermärkten.
Angesichts der Tatsache, daß rund drei Viertel der Apothekenumsätze auf - jetzt
zurückgehenden - ärztlichen Verordnungen beruhen, komme es zunächst darauf an,
den durch Arzneibudgetierung und steigende Zuzahlungen gespeisten Trend zur
Selbstmedikation in die Apotheken zu lenken. Gefragt sei vor allem die Profilierung
durch kompetente, freundliche Beratung und Kundenorientierung. Außerdem
plädieren die Autoren dafür, neue Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Je nach
Standort sollte versucht werden, Nischen für bestimmte Zielgruppen zu besetzen,
beispielsweise im Bereich "Gesundheit und Sport".
Die Ergebnisse einer Umfrage der Kölner Forscher bei Apothekenkunden und
Passanten gibt Hinweise, worauf es ankommt:
- Die Kunden erwarten in erster Linie Freundlichkeit und Kompetenz des
Apothekers;
- fast 85 Prozent der Bevölkerung haben eine Stammapotheke;
- die Gruppe der bis 30jährigen bildet das größte Kundenpotential;
- die Apotheke gilt noch als zentrale Einkaufsstätte für Gesundheitsprodukte,
aber Kunden sehen inzwischen Drogerien, Drogeriemärkte und Reformhäuser
als Alternativen.
Artikel von der PZ-Redaktion
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