Politik
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gaben die bundesdeutschen
Apotheken Medikamente im Wert von insgesamt 13,1 Milliarden DM ab.
Das geht aus neuesten Marktanalysen des Verbandes Forschender
Arzneimittelhersteller (VFA) und des Bundesverbandes der
Pharmazeutischen Industrie (BPI) hervor. Gegenüber dem
Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht das einer Zuwachsrate von 3,2
Prozent.
Auffallend ist dabei der sprunghafte Umsatzanstieg im Juni 1997: Hier verzeichnet
die Statistik gegenüber dem Monat Mai ein Plus von 23 Prozent. Nach
übereinstimmender Ansicht beider Industrieverbände reagierten die Versicherten auf
die bevorstehende dritte Stufe der Gesundheitsreform und der damit einhergehenden
höheren Eigenbeteiligung mit einem deutlichen Vorzieheffekt und dem Wunsch nach
größeren Medikamentenpackungen. Von Januar bis Mai dieses Jahres lagen die
Arzneimittelumsätze der Apotheken mit einem Minus von 0,6 Prozent noch
geringfügig unter dem Vorjahreswert. Dies führte der BPI auf ein "zurückhaltendes
Verordnungsverhalten" der Mediziner sowie das Ausbleiben einer größeren
Grippewelle zurück.
Verstärkt griffen Mediziner nach VFA-Angaben auch in den ersten sechs Monaten
des Jahres 1997 auf neue Medikamente und moderne Therapieprinzipien zurück.
Danach stieg der Umsatz von neuen Zytostatika zur Krebstherapie gegenüber dem
Vergleichszeitraum des Vorjahres um 22,1 Prozent.
Um fast 50 Prozent erhöhte sich zwischen Januar und Juni der Umsatz von
ß-Interferon. Es wird in der Multiple-Sklerose-Therapie eingesetzt. Den
pharmazeutischen Fortschritt im Kampf gegen die Immunschwäche Aids spiegelt die
hohe Zuwachsrate bei den neuen antiviralen Präparaten wider. Medikamente dieses
Spektrums legten nach Erkenntnissen des VFA im ersten Halbjahr 1997 um nahezu
96 Prozent zu.
PZ-Artikel von Jürgen Becker, Bonn
© 1997 GOVI-Verlag
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