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Rolle der Apotheker bei Erprobungen bleibt unklar

18.05.1998  00:00 Uhr

- Politik

Govi-Verlag

Rolle der Apotheker bei
Erprobungen bleibt unklar

DAV-Wirtschaftsforum

Kombinierte Budgets, Bonusverträge, vernetzte Praxen sind Reizwörter für viele Apotheker. Sie befürchten, daß Ärzte unter dem Deckmantel von Strukturverträgen und Modellversuchen vor allem ihre eigene Ertragssituation verbessern wollen. Ärzte und Krankenkassen sehen dies naturgemäß anders. Dr. Wulf-Dietrich Leber, Projektleiter des AOK-Hausarztmodells, warb auf dem DAV-Wirtschaftsforum in Baden-Baden für neue Versorgungsstrukturen.

Diese seien eine Reaktion auf die statische sektorale Budgetierung, sagte Leber. Auf der Suche nach weiteren Wirtschaftlichkeitsreserven müßten alte Angebotsstrukturen überwunden und effizientere Wege erprobt werden. "Wir brauchen mehr Flexibilität."

Die gesetzliche Grundlage für Erprobungsregelungen schafft das zweite GKV-Neuordnungsgesetz mit den §§ 63 bis 65 (Modellvorhaben) und dem § 73a (Strukturverträge). Vor allem die §§ 63 bis 65 böten die Möglichkeit zu Versorgungsformen außerhalb des Leistungskataloges, sagte Leber. "Das sind die Gesetzesbrecherparagraphen." Gleichzeitig seien sie jedoch auch mit einer großen bürokratischen Hürde behaftet: Krankenkassen, die ein Modellvorhaben starten, müssen dies in ihrer Satzung verankern. Weitere Schwierigkeiten seien die zeitliche Befristung auf acht Jahre, die Innovationen erschwert, und die Pflicht zur wissenschaftlichen Evaluation, die kleine Projekt überproportional verteuert.

Leber wandte sich gegen den Vorwurf, von den heute praktizierten Bonusregelungen würden die Mediziner auf Kosten ihrer Patienten profitieren. Krankenkassen und Ärzte hätten darauf zu achten, daß medizinische Standards eingehalten werden und jeder Patient alles bekomme, was er benötige. Es sei aber nicht unmoralisch, den Ärzten einen durch die Teilnahme an Projekten entstehenden Mehraufwand zu vergüten.

Zur Zeit kläre die AOK in einem Pilotprojekt in Frankfurt am Main und Umgebung, welche Bedingungen ein Hausarztmodell erfüllen solle, so Leber. Dort werden 500 Diabetiker und Herz-Kreislauf-Kranke von 60 Ärzten aus 40 Praxen betreut. Zusätzlich zu den Medizinern übernehmen geschulte Krankenschwestern die Rolle als Gesundheitsberaterinnen, die in Absprache mit den Ärzten die Compliance der Patienten überwachen. Bei den Patienten komme dieses Projekt gut an, Ärzte stünden den Gesundheitsberaterinnen eher skeptisch gegenüber. Inwieweit das Hausarztmodell dazu geeignet ist, die ambulante Betreuung zu verbessern und so die Krankenhauskosten zu senken, ist bislang noch nicht absehbar. Trotzdem kündigte Leber an, daß die Kassenärztliche Vereinigung Hessen und die AOK das Projekt jetzt in einem größerem Rahmen fortfahren und Fachärzte einbeziehen wollen.

Eine klare Abschätzung, wie sich solche Modelle ökonomisch auf Apotheker auswirken, ist nach Lebers Analyse schwierig. Zum einen sinke der Apothekenumsatz, wenn weniger Arzneimittel verordnet werden, zum anderen steige er durch die Verlagerung stationärer Behandlung in die Ambulanz. Profitieren würde in jedem Fall ein Apotheker, der sich an einem Modell beteilige. Leber: "Auch wenn in der Summe gespart wird, kann die eigene Apotheke davon profitieren."

Keine Aussage machte Leber dazu, welche wissenschaftlich, pharmazeutische Rolle Apotheker in Ärztenetzen oder Qualitätszirkeln spielen könnten. Das Gesetz sieht eine Beteiligung der Apotheker nicht vor. Leber glaubt auch nicht, daß dies unter dem Verweis auf das Verbot von Verträglichkeit zu Lasten Dritter einklagbar wäre. "Ein Recht auf Umsatz gibt es nicht."

PZ-Artikel von Daniel Rücker, Baden-Baden Top

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