Pharmazeutische Zeitung online

Konzepte statt Wahlkampftaktik

04.05.1998  00:00 Uhr

- Politik

Govi-Verlag

Konzepte statt Wahlkampftaktik

Nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), Herbert Rebscher, ist es um das deutsche Gesundheitswesen gar nicht so schlecht bestellt. Jedes andere privatwirtschaftliche System wäre unter diesen Bedingungen längst in die Knie gegangen. Auf einem Kongreß der Quintessenz-Verlagsgruppe am 24. und 25. April 1998 in Düsseldorf rief er das Auditorium auf, nicht unkritisch wahltaktischen Analysen der Politik zu glauben.

Die 35 neu erlassenen Gesetze in der letzten Legislaturperiode seien kein Beweis für Konzeptlosigkeit, sondern die ständige Weiterentwicklung eines hochsensiblen Systems. "Wer an eine elegante Gesetzgebung glaubt, die für 10 Jahre Ruhe schafft, irrt", behauptete Rebscher.

Die Republik bedürfe dennoch endlich einer gesamtstaatlichen Bewertung. Das Finanzloch könne nicht nur durch weitere Kürzungen auf der Ausgabenseite gestopft werden. Rebscher forderte sein Auditorium auf, endlich eine Debatte um mehr Verteilungsgerechtigkeit zu erzwingen. Bisherige Neuordnungsgesetze hätten die Kosten nur auf den Patienten abgewälzt und seien damit ein intellektuell bescheidener Ansatz.

Der VdAK-Vorsitzende bezeichnete Modellversuche und Strukturverträge als Schritt in die richtige Richtung. Monopole müßten jedoch aufgebrochen werden. Nur mehr Wettbewerb und experimenteller Freiraum ermögliche den Partner im Gesundheitswesen neue Konzepte zu testen. "Das System bleibt nur solidarisch, wenn es effizient sein darf."

Auch Dr. Dieter Thomae, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, bekräftigte, daß die Koalition Strukturverträge nutzen wolle, um mit aller Macht Kosten vom stationären in den ambulanten Bereich zu verschieben. Zwar seien seit der Wiedervereinigung 55.000 Betten abgebaut worden, die ambulante Versorgung hätte von diesen Rationalisierungen aber nicht profitiert.

"Arbeitslosigkeit hat doch nichts mit schlechter Gesundheitspolitik zu tun", stellte Professor Dr. Wilhelm van Eimeren klar. Der stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen widersprach vehement der Aussage, daß bisher erlassene Gesetzte keine Einsparungen gebracht hätten. "Dann hätten wir Beitragssätze von 20 Prozent." Eine Neuorientierung bei der Beitragsbemessung biete Chancen, einer Rationierung zu entgehen. Damit ließen sich sogar die Leistungsfähigkeit verbessern und Arbeitsplätze sichern.

Alle möglichen Einsparungen im Arzneimittelbereich sind nach Meinung Dr. Manfred Zipperes, Ministerialdirektor im BMG, nahezu ausgeschöpft. Das Arzneimittel hätte im Mittelpunkt aller bisherigen Interventionen gestanden, auch weil dieser Bereich so transparent wie kein anderer sei. Wäre das bei den Kosten für stationäre Behandlung auch der Fall, hätte es dort schon längst grundlegende Veränderungen gegeben.

Modellprojekte ausgezeichnet

Um einen weiteren Anstoß zur Weiterentwicklung im Gesundheitswesen zu geben, zeichnete der Quintessenz-Verlag am 25. April in Düsseldorf erstmalig drei Modellprojekte mit dem Deutschen Gesundheitspreis aus. Der mit 25.000 DM dotierte erste Preis ging an das Hausarzt-Modellprojekt Medizinische Qualitätsgemeinschaft Rendsburg. Weitere Auszeichnungen vergab die fünfköpfige Jury unter Vorsitz von Professor Dr. Fritz Beske, Kiel, an das Modell Altenberge, Belegkrankenhäuser im Qualitätsverbund, und das Projekt Gesundheitszentren in Brandenburg.

Alle prämierten Gesundheitssysteme zeigen beispielhafte strukturelle Innovationen, die sowohl die Qualität der Gesundheitsversorgung fördern, als auch die Wirtschaftlichkeit verbessern, hob Beske in seiner Laudatio hervor. Leider sei keines der 36 eingereichten Projekte bisher evaluiert.

Artikel von Ulrich Brunner, Düsseldorf
Top

© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa