Pharmazeutische Zeitung online

England erwägt Kommerz mit Rezeptdaten

06.04.1998  00:00 Uhr

- Politik

Govi-Verlag

England erwägt Kommerz mit Rezeptdaten

Britische Arzneimittelbehörden suchen nach Wegen, um bislang vertrauliche Rezeptinformationen an Pharmahersteller und andere kommerzielle Organisationen verkaufen zu können. Die Pharmaindustrie begrüßt das Vorhaben. Patientenverbände fürchten um den Datenschutz. Britische Apothekerverbände haben grundsätzlich keine Vorbehalte, gespeicherte Informationen kommerziell zu nutzen, vorausgesetzt, datenschutzrechtliche Bestimmungen werden eingehalten.

"Es ist Unsinn, eine der vollständigsten und aktuellsten Sammlungen von Verschreibungsinformationen zu haben und diese nicht kommerziell nutzen zu können", beklagte jetzt der Hauptgeschäftsführer der Prescription Pricing Authority (PPA), Alan Hilton. Die PPA sammelt die innerhalb des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) ausgestellten Rezepte und gibt die darauf vermerkten Informationen in eine zentrale Datenbank ein. Derzeit wird die Behörde zum Großteil aus Steuergeldern finanziert. Gesundheitsminister Frank Dobson drängt jedoch darauf, die PPA-Zuschüsse zu kürzen. Die Behörde soll stattdessen Geld mit diversen kommerziellen Dienstleistungen einnehmen. Die geplante Öffnung der PPA-Datenbank für Arzneimittelhersteller und andere wäre eine mögliche Einnahmequelle. Im Geschäftsjahr 1996/97 erwirtschaftete die Behörde einen Bilanzüberschuß von 1,9 Millionen Pfund (5,7 Millionen DM). Jahrelang hatte sie Verluste eingefahren, zuletzt umgerechnet rund drei Millionen DM im Geschäftsjahr 1995/96.

Schreibt ein britischer NHS-Arzt ein Rezept aus, leitet der Apotheker das Rezeptformular nach der Einlösung weiter an die PPA. Diese erfaßt außer dem Alter, Wohnort und Geschlecht des Patienten unter anderem die Wirkstoffgruppe und andere pharmakologische Details. Die rund 10.000 britischen Apotheker leiten ihre Rezeptformulare seit nunmehr 50 Jahren fast täglich an die PPA weiter, so daß die umfangreiche Datensammlung ein exaktes Spiegelbild der Verschreibungsgewohnheiten wiedergibt.

Britische Apothekerverbände wie die Royal Pharmaceutical Society (RPS) haben zwar keine grundsätzlichen Einwände gegen eine Öffnung der PPA-Datenbank. Freilich: "Zunächst muß durch ein Protokoll sichergestellt sein, daß alle datenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden", so eine Sprecherin zur PZ in London. Das Thema Datenschutz hat in Großbritannien anders als in Deutschland bislang eher untergeordnete Bedeutung.

Derzeit ist es der PPA untersagt, Informationen an Außenstehende weiter zu geben. PPA-Hauptgeschäftsführer Hilton ist der Meinung, daß es möglich sei, Rezeptinformationen kommerziell zu verkaufen und gleichzeitig die datenschutzrechtlichen Bestimmungen nicht zu verletzen. Die PPA verhandele derzeit mit dem Londoner Gesundheitsministerium. Ein Ethikprotokoll soll definieren, welche Informationen an wen und unter welchen Bedingungen weitergegeben werden dürfen. "Die Verhandlungen gestalten sich schwierig", gestand der PPA-Hauptgeschäftsführer. Die britische Pharmaindustrie ist für eine begrenzte Öffnung der PPA-Datensammlung.

Apothekerverbände im Königreich sind der Meinung, eine sinnvolle Nutzung der PPA-Daten könnte nicht zuletzt einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung leisten.

PZ-Artikel von Arndt Striegler, London
Top

© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail:
redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa