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"Mit dem, nicht am Apotheker sparen"

30.03.1998  00:00 Uhr

- Politik

Govi-Verlag

"Mit dem, nicht am Apotheker sparen"

Sparen, sparen, aber wo und wie? Und: Wie geht es weiter nach der Bundestagswahl im Herbst? Um diese Fragen kreiste eine Diskussionsrunde am 27. März anläßlich der Interpharm und des Offenen Apothekertages Baden-Württemberg in Stuttgart. Die Diskutanten auf dem "weißen Sofa" - ABDA-Präsident Hans-Günter Friese, Karl Jung, Vorsitzender des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen, und Dr. Hans-Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes in Bonn - vertraten dazu naturgemäß unterschiedliche Meinungen.

Die Arzneimittelausgaben liegen heute bei etwa elf Prozent der gesamten GKV-Ausgaben. Damit seien überproportionale Einsparungen geleistet worden, leitete Moderator Dr. Klaus Brauer ein und rief damit sofort den Krankenkassenvertreter auf den Plan. Auch wenn das deutsche Gesundheitswesen nicht an Einsparungen im Arzneimittelbereich genesen werde, so könnte doch erheblich gespart werden, vertrat Ahrens. Die Krankenkassen wollten Übermaß beschneiden, ohne dem Patienten zu schaden. Auch Jung sieht noch Reserven bei "unwirksamen, überflüssigen, nicht geprüften oder zu teuren Medikamenten".

Als ein probates Instrument zum Sparen - neben den ärztlichen Qualitätszirkeln - propagierte Ahrens die Positivliste; sie schaffe Transparenz. Doch nur wenn ausgeschlossene Arzneimittel nicht durch andere, zu Lasten der GKV verordnungsfähige Mittel substituiert würden, führe eine Liste zu Einsparungen, entgegnete Friese. Auch Jung hatte Bedenken: Eine Positivliste wäre attraktiv, sei jedoch nicht zu realisieren. Die Arzneimittelpreisverordnung - von Friese gelobt als "Sparinstrument par excellence", an dem die Apotheker festhielten - ist für Ahrens "schlicht ein falscher Ansatz". Er riet den Apothekern, sich auf ihr Berufsbild zu besinnen. Das Entgelt für die Beratung dürfe nicht vom Preis des Arzneimittels abhängen.

Zum Stichwort Modellvorhaben und Strukturverträge bot Friese nachdrücklich die Mitarbeit der Apotheker an. "Warum wollen Sie nicht mit dem Apotheker sparen", fragte er Ahrens. Die Apotheker seien bereit, mit den Krankenkassen über Strukturverträge zu verhandeln. Doch damit stieß er auf (fast) taube Ohren. Zwar könne man über Pharmaceutical Care oder eine Verbesserung der Selbstmedikation reden, doch derzeit liefen alle Modellvorhaben gut ohne Apotheker, entgegnete der AOK-Vorsitzende. Er sehe keinen Grund, auf die Apotheker zuzugehen. Vielmehr müßten diese ein konkretes Modell unterbreiten, wie sie die Qualität der Patientenversorgung bei gleichzeitigen Einsparungen anheben wollen. Friese verwies auf die aktuellen Studien, zum Beispiel in Baden-Württemberg zur Diabetikerbetreuung oder in Westfalen-Lippe zur Betreuung älterer multimorbider Patienten.

Einzelvertragliche Regelungen lehnte Friese entschieden ab. Dies jedoch, "wenn die Qualitätsnormen stimmen", sieht Ahrens als einzige Chance, Krankenhäuser vom Markt zu nehmen. "Es gibt zu viele Ärzte und zu viele Krankenhäuser." Etwa zwanzig Prozent der stationär aufgenommenen Patienten könnten anders versorgt werden. Dies sei aber nur zu erreichen, wenn Betten, Abteilungen und ganze Kliniken geschlossen würden.

Doch auch hier äußerte Jung Bedenken; er sehe derzeit niemanden, der dem Wildwuchs im Krankenhaussektor Einhalt gebieten könne. Trotz aller Sparprogramme: Auch nach dem Herbst werde die Schere zwischen sinkenden Einnahmen und explodierenden Ausgaben im Gesundheitswesen weiter klaffen. "Der Verteilungskampf geht weiter."

PZ-Artikel von Brigitte M. Gensthaler, Stuttgart
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