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Therapie für alle

18.02.2002  00:00 Uhr
AIDS-PANDEMIE

Therapie für alle

von Brigitte M. Gensthaler, München

Nach Schätzungen der internationalen Gesundheitsorganisation Unaids sind derzeit weltweit etwa 40 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. 95 Prozent von ihnen leben in Entwicklungsländern, die meisten wiederum in Afrika. Höchste Zeit, der Therapie einen höheren Rang zu geben.

Im letzten Jahr konnten die Tageskosten für eine antiretrovirale Therapie (ART) in Entwicklungsländern unter einen US-Dollar gesenkt werden. "Dies ist entscheidend für Dritte-Welt-Länder, denn damit wird die Therapie möglich", betonte Dr. Hans Jäger, Initiator der 9. Münchner Aids-Tage, am 15. Februar. Bislang wurde in diesen Ländern ausschließlich die Prävention als effiziente Problemlösung propagiert und bestenfalls opportunistische Infektionen behandelt.

Therapie und Prävention müssen Hand in Hand gehen. "Doch für 40 Millionen Menschen kommt die Prävention zu spät", mahnte Dr. Marilyn Addo vom Partners Aids Research Center der Harvard Medical School in Boston/USA. Sie nannte erschreckende Zahlen: 2001 infizierten sich fünf Millionen Menschen neu mit dem Virus, drei Millionen starben an der Erkrankung. Seit Beginn der Pandemie in den achtziger Jahren sind etwa 22 Millionen Menschen verstorben und haben 14 Millionen Aids-Waisen zurückgelassen. Von den 25 Millionen Infizierten in Afrika hätten derzeit nur etwa 10.000 Zugang zu einer hochaktiven ART.

Die Versorgung aller Menschen mit antiretroviral-wirksamen Medikamenten hält die Harvard-Medizinerin nicht nur aus humanitären Gründen für notwendig. Bislang ist die Diagnose "HIV-positiv" für Menschen in Entwicklungsländern ein Todesurteil. Das fördert nicht gerade die Bereitschaft, an Tests teilzunehmen. Dies könnte sich ändern, wenn eine angemessene Behandlung angeboten würde. Außerdem senkt die Therapie die Viruslast und das Risiko einer Übertragung. Ein längeres Überleben der Eltern schützt auch die Kinder. Nach Schätzungen könnte die Zahl der Aids-Waisen weltweit in acht bis zehn Jahren auf 44 Millionen steigen.

Auch aus wirtschaftlichen Gründen ist ein Eingreifen nötig. Die Länder des südlichen Afrikas hätten rund dreißig Jahre Aufbauleistung durch Aids verloren, berichtete Addo. In einigen Ländern sei die schulische Ausbildung gefährdet, da die jungen Lehrer wegsterben. In Südafrika bildeten Banken drei Personen für eine Stelle aus, da erfahrungsgemäß nur eine die Ausbildungszeit überleben werde. Nach Zahlen der "Ärzte ohne Grenzen" stecken sich dort täglich rund 1700 Menschen neu an; jährlich kommen 68.000 infizierte Neugeborene zur Welt.

In einem "Consensus Statement on Antiretroviral Treatment for Aids in Poor Countrys" forderten mehr als 140 Harvard-Wissenschaftler im vergangenen Jahr, die ART für alle Menschen verfügbar zu machen (www.mgh.harvard.edu/depts/aids). Die internationale Staatengemeinschaft müsse die wissenschaftliche und finanzielle Führung übernehmen. "Aus eigener Kraft können es die armen Länder nicht schaffen", sagte Addo.

Argumente wie mangelnde Infrastruktur und Widerstand einiger Regierungen ließ sie nicht gelten. Bereits jetzt gebe es im südlichen Afrika viele kleine Zentren mit gut ausgebildeten Mitarbeitern, die als Kristallisationspunkte für die Bekämpfung von Krankheiten wie Aids, Malaria oder Tuberkulose dienen könnten. Außerdem hätten viele Nicht-Regierungsorganisationen Projekte zur HIV-Therapie gestartet.

Die "Ärzte ohne Grenzen" behandeln nach eigenen Angaben rund 700 Patienten in acht Ländern, unter anderem in Südafrika, Malawi, Kambodscha und Thailand. Die Dreifachtherapie sei eingebettet in ein umfangreiches Programm mit psychosozialer Betreuung und Ausbildung von einheimischem medizinischen Personal. Mit ihren Pilotprojekten will die Organisation zeigen, dass eine ART auch in ärmeren Ländern und unter sehr einfachen Bedingungen möglich ist. Top

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