Für Informationen, aber nicht für Arzneimittel |
15.02.1999 00:00 Uhr |
INTERNET
Zur Verbesserung der Kommunikation und zur Informationsbeschaffung sind die neuen Medien grundsätzlich zu begrüßen, der Arzneimittelvertrieb über Internet wird von Apothekern aus Gründen der öffentlichen Gesundheit dagegen abgelehnt. Damit resümierte Dr. René Philippart, Präsident des europäischen Apothekerverbandes ZAEU, die Position der Apothekerschaft bei einer Veranstaltung in Brüssel, auf der Europaabgeordnete zusammen mit Vertretern von Behörden, Herstellern, Ärzten, Apothekern und Verbrauchern diskutierten und vor dem unverantwortlichen Umgang mit den neuen Medien warnten.
Im Arzneimittelbereich werden von den neuen Technologien vor allem die Information und Werbung betroffen sein. Selbstverständlich werde sich aber auch das Kaufverhalten ändern. Die Verbraucher bewerteten den weltweiten, unbehinderten Zugang zu Informationen, Produkten und Dienstleistungen sowie Preisvorteile durch vermehrten Wettbewerb als wünschenswert, fürchten jedoch Nachteile in puncto Arzneimittelsicherheit, Datenschutz und Zuverlässigkeit und fordern daher vermehrte Aufklärung und Schutz, insbesondere auch über persönliche Kontakte zu Arzt und Apotheker.
Die vielfältigen Gefahren und Unsicherheiten beim Arzneimittelhandel über Internet betonte auch die europäische Ärzteschaft, deren Vertreter sich für eine restriktive Gesetzgebung in diesem Bereich aussprach. Unterstützung fand er auch bei der forschenden Pharmaindustrie, die die Umgehung bestehender Sicherheitsvorkehrungen sowie die Verbreitung von Arzneimittelfälschungen und die fehlerhafte Anwendung ihrer Produkte befürchtet. Die erhöhte Verfügbarkeit von Informationen sei dagegen zu begrüßen, solange diese zuverlässig sind. Auch die Selbstmedikationshersteller betonten die Bedeutung der Patienteninformation und verwiesen auf die bestehenden Reglementierungen für den Arzneimittelbereich. Vor diesem Hintergrund sollte das Internet wie jedes andere Medium behandelt werden.
Die nationalen Behörden haben auf die Unvereinbarkeit von elektronischem
Arzneimittelhandel und Versandhandelsverboten verwiesen. Auch fürchten die Regierungen um
die Qualität der Arzneimittelversorgung, wenn die Funktion der öffentlichen Apotheken
von alternativen Wegen für Vertrieb und Beratung unterlaufen werden sollte. Das Mehr an
Information müsse nicht automatisch eine bessere Information bedeuten. Während auch der
Vertreter der EU-Kommission auf die bestehenden Gesetze verwies, machte er die Dynamik der
Entwicklung der neuen Medien deutlich und warnte vor unrealistischen Einschätzungen
bezüglich der rechtlichen Regelungsmöglichkeiten im Internet. Probleme mit
Haftungsfragen und Kostenerstattung könnten jedoch den Ausbau des elektronischen
Arzneimittelhandels beeinträchtigen.
© 1999 GOVI-Verlag
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