Auf weitere Spenden angewiesen |
10.01.2005 00:00 Uhr |
Da sich ein Ende der Katastrophe nicht absehen lässt, haben die Organisationen beschlossen, weitere Kräfte in den Einsatz zu schicken beziehungsweise die Arzneimittellieferungen konstant nach dem aktuellen Bedarf an Ort und Stelle fortzuführen. Ein weiteres Team aus Apothekern, Ärzten und Rettungssanitätern hat im Nordosten Sri Lankas bereits die Arbeit aufgenommen. Es führte 1,2 Tonnen Medikamente und Verbandsstoffe mit sich. Damit wurden seit Beginn der Aktion fünf Tonnen Hilfsgüter in die Krisenregion eingeflogen. „Wir werden hier noch wochenlang alle Hände voll zu tun haben“, so einer der Apotheker im Einsatzgebiet. Noch bis mindestens März werden sich Pharmazeuten und Mediziner in Point Pedro einsetzen. Die Teams wechseln alle zwei Wochen. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Fachrichtungen hat sich einmal mehr bewährt. Die Kontrolle und Abgabe der Arzneimittel durch die Apotheker hält den Ärzten den Rücken frei für ihre Arbeit.
Die Apotheker ohne Grenzen erkunden derzeit auch die Lage an der von der Flutwelle stark verwüsteten Ostküste. Im zentralen Krankenhaus des muslimischen Ortes Kalmunai wurden Arzneimittelvorräte durch die Flut nahezu vollständig zerstört. Die Pharmazeuten haben gemeinsam mit den einheimischen Ärzten den Bedarf an wichtigen Medikamenten ermittelt und einen ersten Teil der benötigten Ware bereits in das Krisengebiet transportiert. Die zweite Lieferung folgt nächste Woche.
Auch das bayerische Hilfswerk hat inzwischen Kontakte für mittel- und langfristige Projekte geknüpft. Der Leiter der Frauenklinik in Galle im Süden Sri Lankas, Professor Malik Goonewardene, hat eine detaillierte Bedarfsliste für medizinisches Gerät und Arzneimittel übermittelt, die dem Hilfswerk als Richtschnur für die nächste Lieferung dient. Weiterhin unterstützt es eine Initiative der Universitätskinderklinik des Saarlandes mit Arzneimitteln, vor allem für Kinder, die direkt an das Disaster Relief Coordinating Committee an der Medizinischen Fakultät der Universität Colombo gehen und von den dortigen Ärzten gezielt an verschiedenen Orten eingesetzt werden.
Blinder Aktionismus ist dabei fehl am Platze. Längst nicht jedes Arzneimittel wird tatsächlich benötigt und unnütze Ware erschwert die Arbeit. „Es muss unbedingt der Bedarf geprüft werden, bevor aufwendig weitere Hilfsgüter transportiert werden. Zielgerichtete Hilfe ist jetzt essenziell, um nicht unnötig wichtige Kapazitäten zu blockieren“, so die Einsatzkräfte. Beide Apothekerorganisationen halten sich strikt an die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation zur sinnvollen Arzneimittelspendenpraxis und lehnen daher den Versand von Altmedikamenten ab. Das Hilfswerk orientiert sich bei der Medikamentenbeschaffung an der Essential-drug-Liste der WHO. So kommen in aller Regel nur Basisarzneimittel in ausgewiesener Qualität, meist USP- oder BP-Standard, und in mehrsprachig beschrifteten Großgebinden zum Einsatz.
Angesichts des Ausmaßes der Zerstörung sind die Hilfsorganisationen der
Apotheker auf weitere Spenden angewiesen. Als relativ kleine Gruppierungen
mit begrenzten Mitteln können sie längst nicht überall dort helfen, wo sie
gebraucht werden. Da sie von der Öffentlichkeit naturgemäß weniger
wahrgenommen werden als die großen Hilfsorganisationen, ist die
finanzielle Unterstützung durch Apothekerinnen und Apotheker für das
Hilfswerk und Apotheker ohne Grenzen essenziell. Da die Organisationen
auch ihre bereits etablierten Projekte in anderen Regionen der Welt
weiterführen wollen, ist es sinnvoll, nicht zweckgebunden ausschließlich
für die Flutopfer zu spenden. So bleibt den Organisationen mehr Spielraum
für den bedarfsgerechten Einsatz des Geldes Weitere Informationen finden
Sie unter www.blak.de (News anklicken) und
www.apotheker-ohne-grenzen.de.
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