Apotheker auf dem Wegzum Kommunikator |
23.11.1998 00:00 Uhr |
Politik
Konsequent ist nach Frieses Auffassung auch der Beschluß des diesjährigen
Deutschen Apothekertages, der den Gesetzgeber auffordert, Pharmazeutische
Betreuung gesetzlich zu verankern. "Der Patient braucht den Apotheker. Machen
Sie mit bei der Umsetzung", appellierte der ABDA-Präsident. Diese Botschaft solle
von den Teilnehmern in Berlin ausgehen.
Um dem Vorwurf vorzubeugen, die ABDA habe nicht rechtzeitig informiert, ging
Friese auf das GKV-Solidaritätsstärkungsgesetz und seine Auswirkungen ein. Er
stellte mit großer Sorge fest, daß das Gesetz vermutlich ohne große Änderungen am
18. Dezember den Bundesrat passieren werde und damit am 1. Januar 1999 in
Kraft trete. "Vordergründig ist der Patient durch die Senkung der Zuzahlung auf
Arzneimittel und die Streichung des Krankenhausnotopfers der Begünstigte." Diese
Maßnahmen müßten aber gegenfinanziert werden. Das Budget 1999 sei vier
Milliarden DM "zu kurz gestrickt", was letztlich auf eine Rationierung der
Arzneimittelversorgung hinausläuft.
Schließlich müßten die Ärzte fünf Prozent einer Budgetüberschreitung tragen,
während Budgetunterschreitungen auf ihre Honorare angerechnet werden könnten.
Dies komme einer Legalisierung der Bonusverträge gleich, sagte Friese unter
Protest. Den Apotheken werde dagegen ein Drittel des zu versteuernden
Einkommens wegbrechen, wenn das Vorschaltgesetz wie geplant kommt.
Pharmazeutische Betreuung ist der sichere Weg in die Zukunft - davon ist Klaus
Stürzbecher, Präsident der Apothekerkammer Berlin und ABDA-Ehrenpräsident,
überzeugt. "Auf diesem Weg müssen wir selbstbewußt und aktiv weitergehen." Die
Apotheker müßten nun Politik und Krankenkassen klar machen, daß
Pharmazeutische Betreuung ein Qualitätsinstrument im Sinne der
Arzneimittelsicherheit ist, das nur von den Apothekern geleistet werden kann.
Die Apotheker streben immer nach der Optimierung der Arzneimitteltherapie und
des Therapieerfolgs; Ziel ist eine bessere Lebensqualität der Patienten. In einem
Gespräch mit der PZ am Rande des Kongresses betonte Stürzbecher, daß der
Berufsstand mit Pharmazeutischer Betreuung eine Antwort auf die Forderung der
Gesellschaft gebe. Gerade die Gesundheitspolitik rücke heute immer mehr die
Qualität und den Erfolg in den Mittelpunkt des Interesses - auch wenn das
vorgelegte GKV-Solidaritätsstärkungsgesetz der rot-grünen Bundesregierung an
dieser Zielsetzung einer solidarischen Gesundheitspolitik erheblichen Zweifel
aufkommen lasse.
Pharmazeutische Betreuung sei geeignet, den Therapieerfolg zu erhöhen, die Einsatz-
und Anwendungsqualität der Arzneimittel zu optimieren und damit die Compliance
der Patienten zu verbessern, das Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko zu reduzieren
und die Lebensqualität zu steigern.
Das Konzept der Apotheker könne nur schrittweise im ständigen Dialog zwischen
Ärzten und Apothekern aufgebaut werden. Zahlreiche ärztliche Interpretationen von
Pharmazeutischer Betreuung haben sich allerdings als Mißverständnisse
herausgestellt, die letztlich auf Informationsdefiziten beruhen, erklärte Stürzbecher.
Die Kommunikation zwischen den Heilberufen sei daher auszubauen und zu
vertiefen.
"Gemeinsam müssen wir die Kostenträger im Gesundheitswesen davon überzeugen,
daß Pharmazeutische Betreuung kein Hirngespinst der Apotheker ist", so
Stürzbecher, "sondern daß damit für den Versicherten handfeste Vorteile verbunden
sind und die Therapie durchaus noch ökonomischer erfolgen kann". Gerade in Zeiten
ständiger Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen seien die Apothekerin und der
Apotheker Garanten für die sichere, therapeutisch und wirtschaftlich effiziente
Arzneimittelanwendung.
PZ-Artikel von Stephanie Czajka, Brigitte M. Gensthaler, Halmut Renz, Gisela
Stieve, Berlin
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