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Thüringer Bericht zur Gesundheit ist beispielhaft

11.08.1997  00:00 Uhr

- Politik

Govi-Verlag

Thüringer Bericht zur Gesundheit ist beispielhaft

Angesichts knapper finanzieller Ressourcen ist für rationale gesundheitspolitische Entscheidungen eine solide aktuelle Datenbasis unentbehrlich. Trotz dieser Erkenntnis beklagen Wissenschaftler nach wie vor, daß bundesweit noch keine fundierte Gesundheitsberichterstattung existiert. Modellcharakter hat möglicherweise ein jetzt von der Thüringer Landesregierung zusammengestellter über 320 Seiten starker Gesundheitsbericht.

Der Bericht gibt Einblick in die Struktur der medizinischen Versorgung und deren Leistungsfähigkeit, den Gesundheitszustand der Bürger, die Inanspruchnahme von Leistungen und den damit einhergehenden gesellschaftlichen Aufwand. Deutlich werden darin die Fortschritte beim Aufholprozeß im Bereich der medizinischen Versorgung gegenüber Westdeutschland. So kam 1995 auf 5100 Bürger eine öffentliche Apotheke. Unmittelbar nach der deutschen Einheit war das Verhältnis noch 7330 zu l. Ein niedergelassener Vertragsarzt betreut durchschnittlich 833 Bürger. Mit einem Mediziner auf 929 Einwohner fällt das Zahlenverhältnis im Durchschnitt der übrigen neuen Länder wesentlich ungünstiger aus. Mit einem Vertragszahnarzt je 1340 Einwohner weist Thüringen sogar die höchste Zahnarztdichte im gesamten Bundesgebiet auf. Die 63 Krankenhäuser des Landes verfügten zum Jahresende 1994 über 19.282 Betten. Mit einer Quote von 76,4 Klinikbetten je 10.000 Einwohner besitzt der Freistaat den höchsten stationären Versorgungsgrad aller neuen Länder.

Nachholbedarf bei Großgeräten


Bei der Ausstattung mit medizinisch-technischen Großgeräten ist das westdeutsche Niveau noch längst nicht erreicht. Aber einen Vergleich mit den übrigen neuen Ländern braucht Thüringen nicht zu scheuen: Bei Computertomographien entfällt ein Gerät auf durchschnittlich 76.000 Einwohner. Im Durchschnitt der übrigen vier ostdeutschen Länder beträgt das Verhältis 1:81 000, in Westdeutschland 1:61 000.

Aus dem Report gehen im Vergleich zu den alten Ländern gravierende Unterschiede beim Krankenversicherungsschutz der Thüringer Bürger hervor. Ende 1994 gehörten 54,8 Prozent der Allgemeinen Ortskrankenkasse an. Der Vergleichswert für Hessen fällt mit 43,4 Prozent deutlich niedriger aus. Einer Betriebskrankenkasse gehörten nur 5,9 Prozent der thüringischen Versicherten, aber immerhin 13,8 Prozent ihrer hessischen Nachbarn an. Verfügten im Bundesdurchschnitt 10,8 Prozent der Bevölkerung über eine private Krankenversicherung, so waren es in Thüringen nur 1,9 Prozent.

Zum medizinischen Check-up gehen nur wenig Versicherte

Ist die Inanspruchnahme des medizinischen Check-up durch gesetzlich Krankenversicherte ein Indikator für gesundheitsbewußtes Verhalten, dann ist es darum weiterhin nicht gut bestellt. Nur rund 25 Prozent der Anspruchsberechtigten, so ermittelten die Erfurter Statistiker, machten von dem Angebot Gebrauch. Kaum günstiger die Situation bei der Krebsfrüherkennung. Nur 27,4 Prozent der weiblichen Anspruchsberechtigten nahm diese Leistung wahr. Mit 9,2 Prozent fiel das Interesse bei männlichen Versicherten noch geringer aus. Positiv dagegen mit rund 89 Prozent die Teilnahmequote an der Kinder-Untersuchung U3.

Auf dem Rückzug befindet sich in Thüringen die Tuberkulose. Mit 9,9 gemeldeten Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner wies der Freistaat im Berichtszeitraum die niedrigste Inzidenzrate aller Bundesländer auf. Bei den infektiösen Durchfallerkrankungen rangierten Salmonellen mit einem Anteil von 67 Prozent weiterhin an der Spitze. Rückläufig schließlich seit 1992 die Zahl der landesweit HIV-sero-positiv erfaßten Laborfälle. Sie sank binnen vier Jahren von elf auf fünf. Im ganzen Land wurde 1994 nur ein zusätzlicher Aids-Patient registriert.

Rund ein Prozent der Thüringer zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr leidet an Diabetes mellitus. Die Quote erhöht sich kontinuierlich mit zunehmendem Alter. Bei den über 70jährigen sind bereits bis zu 20 Prozent der Bevölkerung betroffen.

PZ-Artikel von Jürgen Becker, Bonn
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