Politik
Zu einem etwa einstündigen Meinungsaustausch empfing Bundeskanzler
Dr. Helmut Kohl den Geschäftsführenden Vorstand der ABDA am 1. Juli im
Bundeskanzleramt. In dem Gespräch, an dem auch
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer teilnahm, betonte Kohl, daß die
Arzneimittelversorgung in der Eigenverantwortung der freiberuflichen
Apotheker zu den besten der Welt gehöre. Apothekenketten und dem
Herausbrechen einzelner Teile aus dem Versorgungsauftrag der Apotheker
erteilte der Bundeskanzler eine Absage. Die Bundesregierung sehe im
Apotheker den Arzneimittelfachmann schlechthin. Seine Fachkompetenz
dürfe nicht durch den Versandhandel unterlaufen werden.
Immerhin eine Stunde Zeit hat sich der deutsche Regierungschef genommen, um mit
den Apothekern über deren Probleme und deren Zukunftsvisionen zu reden. Daß
der Kanzler zu Europa steht, ist bekannt. Er sieht aber auch Gefahren, nicht zuletzt
durch die beiden EuGH-Urteile zu Brillen und Zahnersatz. Manchmal wünscht er
sich die EU in der Bürokratie etwas bodenständiger. Denn Europa sei für die
Menschen da, die auch in einer EU mit dem EURO ihre Eigenständigkeit bewahren
müßten. Zur Realität von Europa gehöre es auch, daß Unterschiede bestünden und
auch bestehen bleiben sollten. Harmonisierung dürfe deshalb nicht als Nivellierung
auf niedrigem Niveau verstanden werden. Und deshalb werde er sich auch vehement
dafür einsetzen, daß die Subsidiarität in Europa erhalten bleibe.
In diesem Sinne gibt der Kanzler auch ein klares Bekenntnis zum jetzigen System
der Arzneimittelversorgung in Deutschland. Kohl erkennt dabei vor allem die Rolle
der Apotheken bei der Bereitstellung von Arbeitsplätzen an. Mehr als 130.000
wohnortnahe Arbeitsplätze, viele in Teilzeit und in den allermeisten Fällen von
Frauen besetzt. Alles mittelständische Betriebe, betont Friese, die zudem die
flächendeckende Arzneimittelversorgung sicherstellen. Für Kohl ist die Schaffung
neuer Arbeitsplätze eine herausragende Leistung, zumal - wie bei den Apotheken -
vor dem Hintergrund stagnierender Umsätze. Und vor allem: Arbeitsplätze in den
Regionen, deren Infrastruktur sich immer mehr zu Lasten der Bevölkerung verändern
würde. Es sei für ihn völlig unvorstellbar, daß sich der seit Jahren stattfindende
Ausdünnungsprozeß auf dem Land auch auf die Arzneimittelversorgung der
Bevölkerung durchschlagen solle. Zumal davon in erster Linie die älteren Menschen
betroffen seien.
Kohl zeigt sich beeindruckt, daß die deutschen Apotheken täglich dreieinhalb
Millionen Kundenkontakte haben. Er erkennt die Funktion an, die die Apotheken
auch als soziale kommunikative Drehscheiben nicht zuletzt für ältere Mitbürger
haben. Dies habe sich auch bei der letzten Erhöhung der gesetzlichen Zuzahlung
gezeigt. Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer lobt in diesem Zusammenhang
ausdrücklich die Aufklärungsarbeit der Apotheken zur Härtefall- und
Überforderungsklausel: Die Apotheken hätten Vorbildliches geleistet. Der Kanzler
nimmt es zustimmend zur Kenntnis. Für ihn, so macht er klar, gibt es ohnehin keine
Alternative zur deutschen Apotheke.
Insoweit anerkennt der Kanzler besonders die Leistung der ostdeutschen
Apothekerinnen und Apotheker, die flächendeckende Arzneimittelversorgung auf
freiberuflicher Grundlage auch in den neuen Bundesländern etabliert zu haben.
Deutsche Arzneimittelversorgung gehört zu den besten der Welt
Die Arzneimittelversorgung in der Eigenverantwortung freiberuflicher Apotheker
gehöre zu den besten der Welt. Apothekenketten und dem Herausbrechen einzelner
Teile aus dem Versorgungsauftrag der Apotheker erteilt er eine Absage. Die
Bundesregierung sehe in dem Apotheker den Arzneimittelfachmann schlechthin.
Seine Fachkompetenz dürfe nicht durch den Versandhandel unterlaufen werden. Der
Kanzler begrüßt auch das ABDA-Konzept, die verstärkte Zusammenarbeit
zwischen Ärzten und Apothekern, die pharmazeutische Betreuung und insgesamt die
intensivere Hinwendung zur Beratung. Die Anforderung, den Anwender bei der
Abgabe von Arzneimitteln zu beraten, stärke die Stellung des Apothekers.
PZ-Artikel von Elmar Esser, Bonn
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