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Ein Erfolg in der Kooperation

31.03.1997  00:00 Uhr

- Politik

  Govi-Verlag

Ein Erfolg in der Kooperation

  Dr. Peter Wehrenpfennig, seit 1970 als Facharzt für Allgemeinmedizin im westfälischen Fröndenberg niedergelassen, ist seit gut sieben Jahren Mitinitiator eines Arzt-Apotheker-Gesprächskreises. Die PZ befragte ihn nach seinen Erfahrungen mit diesem interdisziplinären Forum.

PZ: Herr Dr. Wehrenpfennig, Sie vertreten als Arzt die andere Seite des seit 1992 bestehenden Arzt-Apotheker-Gesprächskreises in Fröndenberg. Wie hat alles angefangen?

Wehrenpfennig: Innerhalb eines Gesprächskontaktes mit einem örtlichen Apotheker wurde die Idee zu einem regelmäßigen Informationsaustausch geboren. Hintergrund war die Diskussion über die damals geplanten, uns alle verunsichernden Reformbestrebungen von Minister Horst Seehofer.

PZ: Hatten Sie oder Ihre Kollegen zunächst einmal Ressentiments oder Vorurteile nach dem Motto: Wir wissen schon selber, was wir verschreiben. Da brauchen wir keine Apotheker, die sich in unsere Therapie einmischen wollen.

Wehrenpfennig: Vorbehalte zunächst ja. Aber es wäre ein Mißverständnis zu glauben, daß sich der Apotheker in die Therapie des Arztes einmischt. Das würde ich auch nicht dulden. Nein, er soll uns umfassend im Vorfeld unserer Arzneimittelauswahl beraten.

PZ: Sie treffen sich also etwa zwei- bis dreimal pro Jahr zu einem kollegialen Gedankenaustausch. Wie sind Ihre Erfahrungen? Gibt es Beispiele dafür, daß die Pharmazeuten als Arzneimittelfachleute Ihnen Wissen voraus hatten?

Wehrenpfennig: Generell bei der Intransparenz des Arzneimittelmarktes durch Generika. Ich denke da zum Beispiel auch an die Bewertung von Arzneimittelgruppen wie Antibiotika oder Antiarrhythmika. Wichtig ist auch die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker, wenn es um arzneimittelabhängige Patienten geht. Oder nehmen wir den großen Bereich der Selbstmedikation. Hier wollen wir zur gegenseitigen Information einen gemeinsam abgestimmten Informationsbogen einsetzen.Und schließlich muß es immer wieder um einen Erfahrungsaustausch über gesundheitspolitische Maßnahmen gehen: Wie entwickelt sich die Diskussion um den einheitlichen Bewertungsmaßstab, oder wie steht es um die Ausschöpfung des Arzneimittelbudgets?

PZ: Nun gehören Arzt und Apotheker in einem eher kleinen Ort mit 20 000 Einwohnern ja immer noch zu den Honoratioren, die sich vielleicht von anderen karitativen oder privaten Gelegenheiten her kennen. Wie müßte eine solche Institution in einer Großstadt aufgezogen werden, damit sie die dortigen Arztkollegen anspricht?

Wehrenpfennig: Meine Empfehlung: Organisieren Sie sich zum Beispiel auf Stadtbezirksebene, so daß die Gesprächsrunden nicht zu groß werden. Das müßte doch möglich sein.

PZ: Das Gesundheitswesen ist ein Feld, auf dem sich inzwischen viele tummeln. Zur gesundheitlichen Betreuung der Menschen sind aber nicht alle wirklich berufen und qualifiziert. Welche Aufgaben und Kooperationsformen sind für Sie als Arzt - und hier speziell in Zusammenarbeit mit den Apothekern - künftig denkbar?

Wehrenpfennig: Denkbar sind Kooperationen von Ärzten und Apothekern mit Selbsthilfegruppen und Pflegediensten, Vorträge bei den Volkshochschulen, gesundheitliche Aufklärung in Kindergarten und Schulen oder öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen am "Tag der Gesundheit".

PZ: Können Sie sich vorstellen, zusammen mit den Apothekern neben der fachlichen auch eine ökonomische Verantwortung zu übernehmen?

Wehrenpfennig: Selbstverständlich. Wenn uns die Apotheker Daten und deren Bewertung zu den von uns verordneten Medikamenten zur Verfügung stellen können.

PZ: In Schallplattengeschäften gibt es heute keine Schallplatten mehr zu kaufen. In einem zeitgemäßen Büro findet man keine Schreibmaschinen mehr. Das sind also keine Visionen. Bald wird es auch keine Papierrezepte mehr geben, und die neue Technik wird den Ärzten immer neue Methoden ermöglichen. Wie könnten sich Ihrer Meinung nach die Tätigkeiten der freien Heilberufe ändern, wenn sich die Computertechnologie so rasant weiterentwickelt?

Wehrenpfennig: Meine Hoffnung ist, daß Arzt und Apotheker durch noch stärkeren Einsatz einer fortentwickelten EDV und Kommunikationstechnologie von dem administrativen Ballast befreit werden, damit wir uns wieder verstärkt dem Patienten oder Kunden zuwenden können. Das elektronische Rezept dürfte kommen, das Papierrezept wird verschwinden, aber das Gespräch mit dem kranken oder gesunden, ratsuchenden Menschen wird bleiben.

PZ: Können Sie sich ein Gesundheitswesen ohne Apotheker und ohne Apotheke vorstellen?

Wehrenpfennig: Könnten Sie sich eines ohne Arzt vorstellen? Deshalb ein klares Nein. Denn wie bitte sollen alle Arzneimittel ohne direkte Gesprächsmöglichkeit an den Patienten gelangen? Wer macht den Apotheken-Notdienst? Was tritt an die Stelle der psychosozialen Kontakte in der Apotheke? Gibt es dann keine Rezepturarzneimittel mehr? Wird es freiverkäufliche Arzneimittel nur noch im Supermarkt, ohne Beratung geben? Wohin kann ich mich mit Fragen zum Arzneimittel wenden? Fragen über Fragen. Nochmals: Ein Gesundheitswesen ohne Apotheker und Apotheke darf und wird es nicht geben. Ganz sicher aber muß sich die Apotheke weiterentwickeln zu einem Informationszentrum rund ums Arzneimittel, mit den Relationen Nutzen und Risiko sowie Kosten und Nutzen.

In unserem Gesprächskreis jedenfalls werden nicht nur konkrete Sachverhalte diskutiert. Es wird vielmehr eine dauerhafte Vertrauensbasis geschaffen, so daß viel häufiger und schneller als früher der Apotheker in allen Patienten- und Arzneimittelfragen zu Rate gezogen wird. Das ist der tiefere Sinn, und wir sehen darin einen großen Fortschritt in unserer Zusammenarbeit.

PZ-Interview von Gisela Stieve, Eschborn    

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