Politik
Für eine verstärkte
Kooperation zwischen Ärzten und Apothekern plädierte
der Präsident der ABDA - Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände, Hans-Günter Friese, beim
Interpharm-Kongreß am 7. März in Hamburg im Gespräch
mit KBV-Vize Dr. Peter Schwoerer und
"Zeit"-Redakteur Professor Dr. Harald
Bräutigam unter der Moderation von Dr. Klaus Brauer,
Essen.
Friese forderte die Einbindung des
Apothekersachverstandes im Vorfeld der ärztlichen
Entscheidung zur Arzneimitteltherapie. Durch
pharmazeutische Betreuung und Therapiebegleitung könne
der Apotheker in Zusammenarbeit mit dem Arzt zur
Steigerung der Lebensqualität des Patienten beitragen,
so der ABDA-Präsident, der darauf verwies, daß die
Apotheker zu ökonomischer Mitverantwortung bereit sind.
"Wir sind für eine rationale und rationelle
Arzneimitteltherapie, doch helfen wir beim Kaputtsparen
nicht mit."
Unter Beifall warnte Friese vor der Einführung von
Strukturverträgen zwischen Krankenkassen und Ärzten.
Der Arzt laufe Gefahr, am Arzneimittel zu sparen, um mehr
Honorar zu erzielen, und verliere dann seine
Glaubwürdigkeit. Die Sorge sei berechtigt, da das
Verordnungsverhalten der Ärzte schon in der
Vergangenheit zu Schwankungen neigte.
Arzt und Apotheker seien dann am Markt unverzichtbar,
wenn sie den gesellschaftlichen Ansprüchen genügen. Dem
Anspruch des Bürgers müsse der Staat gerecht werden,
sagte Friese, der sich für die Definition von
Grundleistungen in der medizinischen Versorgung
aussprach.
Ärzte müßten einfache Probleme mit einfachen Mitteln
lösen und Generika dort einsetzen, wo es geht, um Geld
da zu haben, wo Innovationen nötig sind, betonte
Schwoerer, der sich von vernetzten Praxen nicht
überzeugt zeigte, da diese "nicht von Ärzten und
Apothekern vor Ort, sondern von Funktionären getragen
werden". Als eine Gefahr von vernetzten Praxen
nannte der KBV-Vizepräsident den Ausschluß eines
Großteils von Ärzten und Apothekern. "Jedes Netz
tendiert dazu, nur mit einem Apotheker exklusiv zu
arbeiten." In Hamburg war von der Möglichkeit
"der Bereicherung einiger weniger die Rede".
Auch Schwoerer plädierte für die Definition von
Kernleistungen. Er sprach von einem klaren medizinischen
Fortschritt, der zur Leistungsexplosion geführt habe, so
daß das Gesundheitswesen jetzt an seine finanziellen
Grenzen stoße.
Die Apotheker und die Pharmaindustrie seien ständige
Zielscheibe der Politik, der Arzneimittelsektor sei immer
wieder Opfer von Sparmaßnahmen, "weil dort am
schnellsten Treffer zu erzielen sind", so Schwoerer,
der in falsch gestellten Indikationen ein Hauptproblem
des Gesundheitswesens sieht.
Bräutigam, der sich ein "System für den
Patienten" wünschte, betonte, daß der Bürger
bereit sei, sehr viel für seine Gesundheit auszugeben.
Arzt und Apotheker müßten "das Publikum
erreichen". Die engere Zusammenarbeit beider sei
unumgänglich.
PZ-Artikel von Christiane Berg, Hamburg
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