Politik
Wenn der Medizinische
Dienst der Krankenversicherung (MDK) mit einer neuen
Studie recht hätte, dann könnten sich Apotheker und
Ärzte über einen ungewöhnlich hohen neuen Umsatz
freuen: Rund drei Millionen Patienten werden nicht mehr
im Krankenhaus behandelt. Sie könnten in die ambulante
Versorgung eingegliedert werden. Der Abbau der
sogenannten Fehlbelegung in den Kliniken soll das
möglich machen.
In deutschen Krankenhäusern würden mehr als 20
Prozent der Patienten unnötig aufgenommen. So lautet das
Fazit der MDK-Studie aus dem Jahr 1994/1995, die jetzt in
Teilen vorgelegt wurde. Bei 40 Krankenhäusern in 13
Bundesländern wurden die medizinischen Gründe zur
Klinikaufnahme von 63 665 Patienten untersucht.
Die Patienten, die unnötig Betten im Krankenhaus
belegten, hätten genauso gut ambulant, halbstationär
oder in Tages- und Nachtkliniken behandelt werden
können. In der Inneren Medizin lag der Durchschnitt der
Fehlbelegungen bei 24,5 Prozent, in der Chirurgie bei
22,6 und in der Gynäkologie bei 15,1 Prozent.
Der MDK fordert, spezialisierte onkologische und
diabetologische Schwerpunktpraxen einzurichten. Es sollte
verhindert werden, daß das Krankenhaus vor allem in
ländlichen Regionen als Facharztersatz herhalten müsse.
Schließlich sollte darüber nachgedacht werden, wie
außerhalb der normalen Sprechstunde die ambulante
fachärztliche Betreuung verbessert werden könne.
Gleichzeitig müßte ein weiteres ambulantes
Versorgungsangebot geschaffen werden:
Gemeinschaftspraxen, prästationäre und teilstationäre
Versorgungsmöglichkeiten sowie bessere Verzahnungen
zwischen ambulanter und stationärer Versorgung.
Niedergelassene Ärzte müßten stärker motiviert
werden, die Patienten eher zu einem Facharzt als ins
Krankenhaus zu überweisen. Mehr als sieben Milliarden DM
Kosten könnten eingespart werden, wenn die Fehlbelegung
im Krankenhaus bereits bei der Aufnahme des Patienten
ausgemerzt wird, vermuten Insider als Inhalt der Studie.
Auch wenn die ambulante Versorgung durch niedergelassene
Ärzte und durch Medikamente ebenfalls Ausgaben der
Krankenkasse verursacht.
PZ-Artikel von Rainer Vollmer, Bonn
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