Bei einem epileptischen Anfall ist das Gehirn überaktiv. Zu viele Nervenzellen entladen sich gleichzeitig. Warum und wie es dann auch zu Todesfällen kommt, ist noch nicht geklärt. / © Getty Images/Alberto Menendez Cervero
Der Tod des Youtube-Stars Jan Zimmermann beschäftigt viele Menschen. Der 27-Jährige, der in Videos über sein Leben mit dem Tourette-Syndrom berichtet hat, sei am 18. November plötzlich und unerwartet an einem epileptischen Anfall verstorben, hieß es in einem Statement auf seinem Kanal »Gewitter im Kopf«.
Epilepsie zählt zu den häufigsten chronisch-neurologischen Krankheiten: Nach Angaben der Deutschen Hirnstiftung haben allein in Deutschland schätzungsweise 640.000 Menschen Epilepsie. »Sehr viele Menschen sind betroffen, aber sie können in der Regel mit Medikamenten ein normales Leben führen«, sagt Dr. Uwe Meier, der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Neurologen. Aber man müsse Risiken und mögliche Komplikationen kennen.
Bei einem epileptischen Anfall ist das Gehirn (oder einzelne seiner Bereiche) überaktiv. Zu viele Nervenzellen entladen sich gleichzeitig. Es kann zu starken Verkrampfungen, Ohnmacht und schweren Bewusstseinsstörungen kommen. Der Anblick von unkontrollierten Zuckungen könne erschrecken, sagt Neurologe Meier. »Der äußere Eindruck ist aber oft sehr viel dramatischer als das, was es im Körper macht.« In aller Regel blieben Anfälle folgenlos und seien nach ein, zwei Minuten vorbei.
Ist bei Menschen mit Tourette-Syndrom das Risiko für Epilepsie erhöht? Es gibt Untersuchungen, die darauf hindeuten. Eine Studie auf Basis von Daten aus Taiwan, die 2016 im Fachjournal »Research in Developmental Disabilities« veröffentlicht wurde, kam etwa zu dem Ergebnis, dass das Risiko bei Kindern mit Tourette-Syndrom deutlich höher war als bei anderen Kindern. Bei Youtuber Zimmermann war Epilepsie diagnostiziert worden. Er hatte in seinen Videos auch davon berichtet.
Sie kommen oft aus heiterem Himmel: Die Folge können Verletzungen sein, wenn Betroffene beispielsweise auf einer Treppe stürzen oder sich an einem Tisch anschlagen. Und in bestimmten Situationen, beim Klettern, Autofahren und Schwimmen zum Beispiel, kann eine Ohnmacht sehr gefährlich sein.
Es gibt auch plötzliche, unerwartete Todesfälle bei Epilepsiepatienten, in der Medizin SUDEP genannt (englisch: Sudden Unexpected Death in Epilepsy). »Das ist eine seltene, aber gefürchtete Komplikation, wo man nicht genau weiß, was da passiert«, sagt Meier. Es könne mit Atemstörungen einhergehen oder mit Herz-Rhythmus-Störungen, die plötzlich zum Tod führen.
»Pro Jahr kommt es bei einem von 4500 Kindern mit Epilepsie zu einem solchen Todesfall«, schreibt das Epilepsiezentrum der Uniklinik Freiburg auf seiner Website. Bei erwachsenen Epilepsiepatienten liege das Risiko bei ein bis zehn pro 1000. In den meisten Fällen versterben Patienten demnach im Schlaf. Ob es sich beim Tod von Zimmermann um einen Fall von SUDEP handelt, ist nicht bekannt.