Pipi machen ist ansteckend |
Jennifer Evans |
03.02.2025 10:30 Uhr |
Die Entscheidung zu urinieren ist nicht nur ein körperliches Bedürfnis, sondern auch eine komplexe soziale Überlegung. / © Adobe Stock/Kletr
Wenn einer muss, dann pinkeln alle. Urinieren scheint ein soziales Phänomen zu sein, das womöglich tief evolutionär verwurzelt ist. Um herauszufinden, ob an dieser Annahme etwas dran ist, dokumentierte ein Team von Wissenschaftlern um die Doktorandin Ena Onishi vom University Kyoto Wildlife Research Center mehr als 600 Stunden lang das Pinkelverhalten von 20 im Kumamoto Sanctuary lebenden Schimpansen, einschließlich 1328 Urinier-Vorgänge.
Auch analysierten sie, ob das Pipi machen bei den Tieren abgestimmt war, sprich in etwa zeitgleich begann und endete. Darüber hinaus galt es in der Studie, die in der Zeitschrift »Current Biology« erschienen ist, den Einfluss auf benachbarte Individuen zu beobachten.
Am Ende war klar: Schimpansen neigen dazu, als Reaktion auf das Wasserlassen anderer Artgenossen selbst ein Bächlein zu lassen. Die Forschenden sprechen in diesem Zusammenhang von »contagious urinations«, also ansteckendem Urinieren. Dieses Verhalten zeigten insbesondere jene Schimpansen umso deutlicher, die einen niedrigeren Dominanzrang innerhalb ihrer Gruppe hatten.
Offenbar hat also auch die soziale Hierarchie Auswirkungen auf das gemeinsame Pullern. Den Forschenden zufolge könnten die Ergebnisse das Verständnis von Gruppendynamik und Sozialgefüge verbessern. Unklar ist bislang, ob dieses Verhalten auch bei anderen Arten auftritt.