Pilze sind erfolgreiche Netzwerker |
| Jennifer Evans |
| 07.11.2022 10:45 Uhr |
Mit Schwarzschimmel wird seit rund 100 Jahren Zitronensäure hergestellt, unter anderem für die Pharmaindustrie. / Foto: Adobe Stock/sinhyu
Mit ihrem Forschungsteam arbeitet Meyer unter anderem mit dem Aspergillus Niger (Schwarzschimmel), den sie als »Pionier der Biotechnologie« bezeichnet, weil er mit seinem aktiven Stoffwechselzyklus »eine Art Blockbuster Zellfabrik« ist. Seit rund 100 Jahren wird dieser Organismus genutzt, um Zitronensäure herzustellen, die als Stabilisator, Konservierungsmittel oder auch in der Pharmaindustrie zum Einsatz kommt. Inzwischen sei er im Labor so umprogrammierbar, dass sich mit seiner Hilfe Säuren, Enzyme und Medikamente herstellen ließen. Die Ausgangsfrage bei jeder der neuen Forschungsaufgaben von Meyer ist: Wie wächst dieser Pilz und wie scheidet er seine Abfallprodukte wieder aus? Zusammen mit dem Wissen um dessen Genome können die Wissenschaftler Rückschlüsse ziehen, an welchen Genen sie konkret schrauben müssen, um mehr der gewünschten Ausscheidungen zu erhalten.
Verherrlichen will Meyer ihre Welt der Fungi aber nicht und hebt gleichermaßen deren Gefahr für die menschliche Gesundheit hervor. Ihren Angaben zufolge sterben jedes Jahr weltweit mehr Menschen an Pilzinfektionen als an Malaria oder Tuberkulose. Auf der anderen Seite steckt auch »viel Pilz« in gängigen Medikamenten wie Insulin, Penicillin oder Blutdrucksenkern. Ein Molekül, das den Schimmelpilzen dabei hilft, andere Pilze in ihrem Wachstum auszubremsen, beschäftigt die Mikrobiologin derzeit besonders. Gelänge es nämlich, daraus ein Medikament zu entwickeln, ließen sich künftig wirksam Infektionen bekämpfen.