Pilsinger fordert Zukunftsprogramm |
Ev Tebroke |
15.03.2024 18:30 Uhr |
Vor-Ort-Apotheken: Der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger spricht sich für eine Stärkung der Freiberuflichkeit aus (Archivbild). / Foto: imago images/Future Image
»Die Freiberuflichkeit im Gesundheitswesen ist auf das Schlimmste bedroht«, das betonte Klaus Peterseim, Präsident des Verbands der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) zur Eröffnung der Jahrestagung des Verbands heute in Berlin. Umso mehr freute er sich, dass er als Gastredner den Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger (CSU), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestags, begrüßen konnte. Denn dieser kenne die Lage aus eigener Erfahrung als praktizierender Arzt sehr gut, so Peterseim.
»Pilsinger gehört zu den wenigen Abgeordneten, die was gelernt haben«, so Peterseim süffisant in Anspielung auf dessen ärztlicher Profession. Neben seiner politischen Tätigkeit arbeitet Pilsinger demnach regelmäßig auf einer 50-Prozent-Stelle als Hausarzt in einer 5000-Einwohner-Gemeinde. Und weiß daher nach eigenen Angaben, wovon er spricht, wenn es um die Probleme in der flächendeckenden Versorgung geht.
»Die Versorgung auf dem Land steht und fällt mit den Freiberuflern«, so der CSU-Politiker in seiner Rede mit Blick auf die derzeitig schwierige wirtschaftliche Lage von Apotheken und Arztpraxen. Beispiele von Praxen, die aus Mangel an Nachfolgern letztlich durch angestellte Ärzte weiter geführt worden seien, hätten gezeigt, dass einst gut gehende Praxen plötzlich defizitär arbeiteten, weil der unternehmerische Ansporn fehlte. Es brauche die Freiberuflichkeit, so Pilsinger. Und statt etwa auf Gesundheitskioske zu setzen, die wiederum eh schon knappe Fachkräfte vom Markt zögen, gelte es, die Apotheker- und Ärzteschaft zukunftsfest zu machen.
Pilsinger nannte drei Punkte, die der Union sehr wichtig seien und die sie, sollte sie wieder an die Regierung kommen, umsetzen wolle. Alle drei Punkte sind auch Forderungen der Apothekerschaft: Erstens eine bessere Vergütung der Apotheken. Es brauche endlich einen Automatismus zwischen Inflation und Anpassung des Fixums, so Pilsinger. Zweitens brauche es angesichts des Nachwuchsmangels dringend ein Förderprogramm. Derzeit sei aber noch nicht einmal die Schulgeldfreiheit für PTA überall umgesetzt. Und drittens brauche es ein positives Bild. Es gelte, die Freiberuflichkeit des Apothekers oder Arztes wieder als Job darstellen zu können, der Spaß macht, der sich lohnt und der Zukunft hat.
All dies gehe nur, wenn sich die Politik klar zur Freiberuflichkeit bekenne und ein Zukunftsprogramm für die Selbstständigkeit erarbeite. Dafür sei eine gute Kommunikation aller Beteiligten wichtig. Es gehe darum, gemeinsam etwas zu entwickeln und ein offenes Ohr zu haben für die Argumente der anderen – dies war ein Seitenhieb auf die von vielen Bundestagsabgeordneten kritisierte »Elfenbeinturm-Politik« von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD). Selbst innerhalb der Ampel-Koalition stößt der Minister diesbezüglich zunehmend auf Unmut.
Gefragt nach seiner Meinung zur Verweigerungshaltung der Kassen hinsichtlich der Einigung bei Selbstverwaltungsthemen wie aktuell etwa der Zustimmung zu einer allgemeinen Friedenspflicht beim E-Rezept, sagte Pilsinger, er sehe eindeutig die Politik in der Pflicht. Sie müsse dafür sorgen, dass eine Zusammenarbeit der Leistungserbringer und der Kassen möglich ist. Derzeit endet so gut wie jede Verhandlung vor der Schiedsstelle, weil kein Konsens gefunden wird. Selbstverwaltung sei anders gedacht, diese Art von »Zwangsverwaltung« müsse sich ändern. Es gehe darum, dass die Leistungserbringerseite wieder auf Augenhöhe mit den Kassen verhandeln könne.
Unterstützung signalisierte der Unionspolitiker zudem beim Thema Bürokratieabbau. »Entbürokratisierung im Gesundheitswesen muss hohe Priorität in der Politik haben«, betonte er. Zuletzt hatte FDP-Gesundheitsexperte Professor Andrew Ullmann ein entsprechendes Gesetz gefordert.