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Hypothese

Phthalat in vielen Urinproben vielleicht von Sonnencremes

Es gibt erste Hinweise, woher ein in Urinproben entdeckter Schadstoff stammen könnte. Umweltbundesamt-Daten ergaben einen Zusammenhang mit Sonnencremes. Verzichten sollte man darauf aber nicht.
dpa
09.02.2024  11:40 Uhr

Ein in Urinproben entdeckter Schadstoff könnte nach Angaben aus dem Umweltbundesamt möglicherweise aus Sonnenschutzmitteln stammen. Das Phthalat MnHexP (Mono-n-hexyl-Phthalat) war kürzlich im Urin zahlreicher Menschen gefunden worden. «In unseren ersten, sondierenden Analysen sehen wir einen Zusammenhang zwischen der Belastung mit MnHexP und Kosmetika, darunter insbesondere Sonnenschutzmitteln», sagte die Toxikologin Marika Kolossa vom Umweltbundesamt am Donnerstag.

«Man sollte nun aber auf gar keinen Fall auf Sonnenschutzmittel verzichten», warnte Kolossa zugleich. Die Krebsgefahr durch Sonnenstrahlen sei zu hoch. «Unsere Erkenntnisse reichen zu diesem Zeitpunkt nicht für eine Maßnahmenempfehlung», sagte sie.

Das UBA habe in einer noch laufenden Umweltstudie zur Gesundheit nach neuesten Daten in etwa 37 Prozent der Proben den Metabolit MnHexP entdeckt, sagte Kolossa. Dabei handelt es sich um ein Abbauprodukt des nicht zugelassenen Weichmachers DnHexP (Di-n-hexyl-Phthalat). Der fortpflanzungsschädigende Stoff MnHexP sei erstmals 2023 in Urinproben entdeckt worden. Das UBA hatte ihn im Urin Erwachsender nachgewiesen, eine Behörde in Nordrhein-Westfalen in dem von Kindergartenkindern.

Schon seit vielen Jahren ist der Weichmacher DnHexP in der EU stark beschränkt beziehungsweise verboten. DnHexP darf in der EU seit 2023 ohne Zulassung grundsätzlich nicht mehr verwendet werden. Zulassungsanträge seien nicht gestellt worden. Nicht auszuschließen sei, dass er in Altlasten oder DnHexP-haltigen Importerzeugnissen stecke, hieß es vom UBA.

Studienergebnisse erst nächstes Jahr erwartet

Die Suche nach der Herkunft des Schadstoffs sei eine Detektivarbeit, sagte Kolossa. «Wir haben den Fragebogen in der noch laufenden 6. Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit so aufgesetzt, dass wir aufgrund von Hypothesen Fragen stellen.» Aufgrund von Erkenntnissen zu anderen Phthalaten sei unter anderem gefragt worden: »Wie häufig benutzen Sie Sonnenschutzmittel?« Das UBA arbeite eng mit EU-Behörden zusammen, um das Ausmaß des Problems in Europa zu erfassen und Maßnahmen zu ergreifen.

MnHexP sei nach Ergebnissen von Tierversuchen ein fortpflanzungsschädigender Stoff, sagte Kolossa kürzlich. Er wirke vor allem auf die Fortpflanzungsorgane männlicher Feten im Mutterleib. Stoffe dieser Gruppe könnten aber auch für Erwachsene schädlich sein und das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit erhöhen, was aus weiteren Tierversuchen hervorgehe.

In einzelnen Menschen seien Konzentrationen entdeckt worden, «die so hoch sind, dass eine Gesundheitsgefährdung nicht auszuschließen ist.» Die Gesundheitsschädlichkeit sei zudem additiv mit anderen Phthalaten, das heißt die Wirkungen einzelner Phthalate addieren sich zu einer Gesamtwirkung, betonte Kolossa.

Endergebnisse der aktuellen deutschlandweiten Studie erwartet sie im nächsten Jahr. In Nordrhein-Westfalen hatten Experten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) rückwirkend alte Urinproben von Kindergartenkindern untersucht. Ergebnis: Der Anteil der mit MnHeP belasteten Proben hatte sich von 26 Prozent (2017/18) auf 61 Prozent (2020/21) erhöht, heißt es einer Mitteilung des Lanuv vom 31. Januar. Die Konzentration bei hochbelasteten Kindern habe sich in etwa verzehnfacht. 

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