Pharmazeutisches Wünsch-dir-was |
Annette Rößler |
15.10.2024 16:20 Uhr |
Viele Patienten wenden ölige Cannabis-Extrakte oral nicht gern an. Cannabis-haltige Tabletten oder Kapseln wären eine gute Alternative. / © Getty Images/24K-Production
Es sei wichtig, dass Apotheker die Entwicklung von neuen Darreichungsformen mit Cannabis selbst in die Hand nehmen, sagte Alexander Daske von der Collini Apotheke in Mannheim in der Pharma-World. Denn seit der Legalisierung von Cannabis als Medizin im Jahr 2017 würden meistens im Prinzip dieselben Darreichungsformen angewendet: Blüten und Extrakte. Diese seien aber aus mehreren Gründen nicht ideal.
Da die wirksamen Bestandteile von Cannabis extrem schlecht wasserlöslich sind, liege die Bioverfügbarkeit bei oraler Anwendung von Extrakten nur bei circa 30 Prozent – und sei zudem stark von äußeren Faktoren wie der Nahrungsaufnahme abhängig. »Das Ziel muss eine Bioverfügbarkeit von 60 Prozent sein«, so Daske. Hierzu brauche es spezielle Drug-Delivery-Systeme, mit denen idealerweise auch der hohe First-Pass-Effekt der Cannabinoide umgangen werden könne.
Prinzipiell seien auch bei Cannabis orale Darreichungsformen wie Kapseln oder Tabletten anzustreben, weil sie den Patienten aus anderen Indikationen bekannt seien, gut akzeptiert würden und eine hohe Dosisgenauigkeit ermöglichten.
Daske hat in seiner Apotheken-Rezeptur bereits diverse Prototypen entwickelt, etwa Ölkapseln, wasserdispergierfähige Granulate, die sich zu Kapseln oder Schmelztabletten weiterverarbeiten lassen, wirkstoffhaltige Weichgummis und Lollis. Einige davon sollen nach einer externen Validierung bald als Defektur-Arzneimittel auf den Markt kommen, kündigte der Apotheker an.