Pharmaunternehmen klagen über Milliarden-Belastung |
Bürokratie ist nicht nur lästig, sondern für viele Unternehmen auch sehr teuer. / © Getty Images/Matthias Kulka
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) klagt über die hohen Bürokratiekosten in Deutschland, die ein Hemmnis für Investitionen und Innovationen seien. Mit 67,5 Milliarden Euro beliefen sich die Bürokratiekosten im vergangenen Jahr auf eineinhalb Prozent der Wirtschaftsleistung. Laut dem vfa ist die forschende Pharmaindustrie besonders betroffen. Der Verband beruft sich dabei auf eine Auswertung für die neueste Ausgabe des »MacroScope Pharma Economic Policy Briefs«.
Demnach sind die branchenspezifischen Bürokratiekosten in der Pharmaindustrie von etwas über einer Milliarde Euro im Jahr 2012 auf fast 2,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr gestiegen. Inzwischen fließe jede fünfte Arbeitsstunde in der Branche in die Erfüllung regulatorischer Pflichten – zwölf Jahre zuvor war es noch jede sechste. Die Bürokratiekosten liegen mit knapp 18.000 Euro je Beschäftigten mehr als zwölfmal so hoch wie im industriellen Durchschnitt
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller fordert daher eine umfassende Modernisierung der Verwaltungsprozesse. Ziel müsse es sein, Vorgaben effizienter, digitaler und risikobasierter umzusetzen, ohne Abstriche bei Qualität und Patientensicherheit. »Gute Bürokratie kann ein echter Standortvorteil sein«, betont Claus Michelsen, Chefvolkswirt des vfa. »Wenn Deutschland es schafft, regulatorische Prozesse klar, digitalisiert und international kompatibel zu gestalten, wird der Standort für internationale Unternehmen wieder attraktiver.«
Michelsen weiter: »Das hat in der Pharmaindustrie einen doppelten Hebel: Zum einen sind die bürokratischen Kosten in der Branche besonders hoch – entsprechend groß ist das Potenzial in der Modernisierung der Prozesse. Wenn zudem international harmonisierte Qualitätsstandards hier besonders schnell und effizient erfüllt werden können, wird daraus ein echter Standortvorteil.«
In Europa und speziell in Deutschland schlummerten erhebliche Reserven mit Prozessen der bürokratischen Vereinfachungen und Beschleunigung. Dies betreffe auf europäischer Ebene vor allem einheitliche Zulassungsprozesse und Marktzugänge. »Der fehlende gemeinsame Binnenmarkt und der damit einhergehende Aufwand, der von Unternehmen betrieben werden muss, ist einer der wichtigsten Gründe für die hohe Abhängigkeit vom großen US-Markt«, so Michelsen.