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ADHS

Pharmakotherapie gleich niedrigeres Sterberisiko?

Wer nach der Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eine Pharmakotherapie initiiert, hat einer Kohortenstudie zufolge zumindest in den beiden darauffolgenden Jahren ein deutlich niedrigeres Risiko zu sterben. Dies gilt insbesondere mit Blick auf Todesfälle unnatürlicher Ursachen, etwa unbeabsichtigte Verletzungen oder Vergiftungen.
Sven Siebenand
05.04.2024  16:30 Uhr

Im Fachjournal »JAMA« hat ein Team um Dr. Lin Li vom Karolinska-Institut in Stockholm die Ergebnisse einer Beobachtungsstudie veröffentlicht. Die Forschenden werteten Daten von fast 150.000 Menschen in Schweden aus, die zwischen 2007 und 2018 eine ADHS-Diagnose erhalten hatten. Ihr Alter lag zwischen 6 und 64 Jahren, im Durchschnitt bei 17,4 Jahren. Etwas mehr als die Hälfte der Patienten (57 Prozent) hatte innerhalb von drei Monaten nach der Diagnose eine ADHS-Pharmakotherapie gestartet. Alle Patienten wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren nachbeobachtet. Erfasst wurden die Gesamtmortalität sowie die Sterblichkeit aufgrund natürlicher Ursachen (zum Beispiel körperliche Erkrankungen) und unnatürlicher Ursachen (zum Beispiel unbeabsichtigte Verletzungen, Suizide und versehentliche Vergiftungen).

In der Gruppe, die in pharmakotherapeutischer Behandlung war, war das Zwei-Jahres-Mortalitätsrisiko niedriger im Vergleich zur anderen Gruppe (39,1 versus 48,1 Todesfälle pro 10.000 Personen). Die Einnahme einer ADHS-Medikation ging dabei insbesondere mit einer reduzierten Sterblichkeit aufgrund nicht natürlicher Ursachen einher (25,9 versus 33,3 Todesfälle pro 10.000 Personen). Bei den Todesfällen aufgrund natürlicher Ursachen war kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen gegeben (13,1 versus 14,7 Fälle pro 10.000 Personen).

Bessere Impulskontrolle und Entscheidungsfindung

In der Originalpublikation nennen die Autoren als möglichen Grund für ihre Beobachtung, dass ADHS-Medikamente das Risiko eines unnatürlichen Todes verringern könnten, indem sie die Kernsymptome von ADHS und die psychiatrischen Komorbiditäten lindern. Dies führe zu einer verbesserten Impulskontrolle und Entscheidungsfindung und verringere letztlich das Auftreten tödlicher Ereignisse.

Die Forschenden wollen ihre Ergebnisse aber nicht als definitive Schlussfolgerung verstanden wissen. Sie benennen bestimmte Limitationen ihrer Arbeit. Zum einen handelt es sich um eine retrospektive Beobachtungsstudie, die nicht berücksichtigt, inwiefern nicht medikamentöse ADHS-Therapien zum Einsatz kamen. Auch diese können sich auf die Behandlungsergebnisse auswirken. Daher sei die beobachtete niedrigere Sterblichkeitsrate möglicherweise nicht vollständig auf die Medikation zurückzuführen.

Dadurch, dass nur Verordnungsdaten ausgewertet wurden, ist zudem nichts über die Adhärenz bekannt, was das Ergebnis natürlich auch beeinflussen kann. Ebenso können die Autoren eine falsche Klassifizierung von Todesfällen, etwa bei einer Vergiftung, nicht ausschließen, da die Absicht manchmal nicht eindeutig festgestellt werden kann.

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