Pharmabranche beklagt Wettbewerbsverlust |
Jennifer Evans |
28.07.2023 14:00 Uhr |
Zwar gibt es eine Entspannung bei der Preisentwicklung, aber an Investitionen ist in der Pharmaindustrie laut vfa derzeit nicht zu denken. / Foto: Gilead Sciences
Der Kostenanstieg der vergangenen Zeit hat viele Unternehmen auf die Probe gestellt. Einige konnten das Preisplus zwar an ihre Abnehmer weiterreichen – andere allerdings nicht. Zu Letzteren zählt die Pharmaindustrie. Für sie ist die Lage doppelt schwierig, wie aus einer aktuellen Auswertung des vfa für den »MacroScope Pharma Economic Policy Brief« hervorgeht.
Einerseits seien die Preise der Branche »in weiten Teilen administriert« und ließen meist »keine Reaktion auf höhere Vorleistungskosten« zu, heißt es. Andererseits seien die Erträge im Jahr 2022 durch die zeitweilige Erhöhung des Herstellerrabatts mit zusätzlichen Abschlägen belastet worden. Und das bei steigenden Vorleistungskosten.
Laut vfa hat die Preisentwicklung die Pharmabranche massiv unter Druck gesetzt und jegliche Investitionen erschwert. »Auch wenn die hohen Vorleistungspreise sich künftig wieder normalisieren, werden die ausgebliebenen Investitionen aber nicht nachgeholt«, bemängelt der Verband. Der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit ist demnach von dauerhafter Natur. Um in Deutschland aber wieder wettbewerbsfähig zu sein, müsse es Investitionen geben. »Umso wichtiger ist eine koordinierte Wirtschafts- und Gesundheitspolitik«, schreibt der vfa.
In der Auswertung ist im Detail aufgelistet, wie die aktuellen Daten das Bild verzerren. Demnach sind die Preise für pharmazeutische Güter aus heimischer Produktion im vergangenen Jahr im Schnitt um 2,3 Prozent gestiegen. Darunter fielen aber sowohl Medikamente, deren Preis nahezu unverändert geblieben sei, als auch pharmazeutische Grundstoffe mit einem Wachstum in zweistelliger Höhe. »Während Medikamente überwiegend nur für den privaten Verbrauch und als Vorleistungen der Gesundheitssektoren verwendet wurden, dürften die Grundstoffe nahezu ausschließlich in nachfolgenden Produktionsschritten eingesetzt worden sein«, heißt es. Der Preisanstieg pharmazeutischer Vorleistungen in der Fertigung liege aber tatsächlich bei rund 12 Prozent und damit deutlich über dem berechneten Durchschnitt.
Auch im Bereich der Chemikalien haben sich die Kosten der Analyse zufolge um ein Viertel verteuert. Der Schnitt sei jedoch durch bestimmte Produkte wie etwa für Körperpflege oder Pyrotechnik gedrückt worden, kritisiert der vfa. Obwohl diese Produkte für die pharmazeutische Produktion keine Rolle spielten. Dagegen seien die Preise für bestimmte organische Grundstoffe um ein Drittel gestiegen. »Wird dies berücksichtigt, ergeben sich für die Pharmaproduktion Kostenzuwächse von 14 bis 15 Prozent«, so das Resümee.