Pharma Deutschland feilt an neuem Profil |
Cornelia Dölger |
09.07.2024 15:00 Uhr |
Insbesondere Biotech-Start-ups und Innovationen am Standort Frankfurt/Rhein-Main will der neue Landesverband fördern. / Foto: Getty Images/Longhua Liao
Im vergangenen Herbst scheiterte der – erneute – Versuch einer Fusion zwischen den Pharmaverbänden Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) und Pharma Deutschland (damals noch Bundesverband der Arzneimittelhersteller – BAH). Zwar stimmten die BAH-Mitgliedsunternehmen mehrheitlich für den Zusammenschluss, doch beim BPI wurde das Quorum nicht erreicht, wenn auch nur knapp. Als Konsequenz trat der BPI-Vorstandsvorsitzende Hans Georg Feldmeier umgehend von seinem Posten zurück. Schon 2019 war ein erster Versuch zusammenzukommen gescheitert.
Auf Wachstum durch Fusion kann Pharma Deutschland – nach eigenen Angaben »der mitgliederstärkste Branchenverband der Pharmaindustrie in Deutschland« – also vorerst nicht bauen, dafür arbeitet der Verband derzeit daran, sich breiter aufzustellen. Schon im vergangenen März hatte der Vorstandsvorsitzende Jörg Wieczorek skizziert, was der Verband vorhat: sich zum Leitverband der Pharmaindustrie zu entwickeln.
Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main, bei der die Namensänderung wie auch eine Vorstandserweiterung beschlossen wurde, hatte Wieczorek angekündigt, dass der Verband künftig verstärkt auf die politische Interessenvertretung der Branche setzen werde – unter anderem mit einem eigenen Büro in Brüssel, um auch auf EU-Ebene sichtbarer zu sein.
Insbesondere geht es dem Verband aber um mehr Präsenz in den Regionen. Dafür sollten sechs Landesverbände geschaffen werden, wofür Pharma Deutschland dem Verband der chemischen Industrie (VCI) beitrat. Mit dem Landesverband Mitte hat Pharma Deutschland nun den ersten der sechs Landesverbände gegründet.
Der neue Landesverband vertritt demnach die Interessen von 67 Mitgliedsunternehmen aus der pharmazeutischen Industrie. 51 davon sind in Hessen angesiedelt, 14 in Rheinland-Pfalz und 2 im Saarland. In den kommenden Wochen und Monaten würden weitere Landesverbände in anderen Regionen Deutschlands gegründet, teilte Pharma Deutschland mit.
Den neuen Landesverband führen wird Gabriela Soskuty von der B. Braun Melsungen AG. Darin würden die Kräfte der pharmazeutischen Industrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland gebündelt, so die Verbandsvorsitzende.
Sie trügen erheblich »zur Größe und Innovationskraft der deutschen Pharmabranche bei«. Es gelte, das Umfeld der Unternehmen zu optimieren und den Austausch mit politischen Entscheidungsträgern zu suchen. Am Pharmastandort Frankfurt/Rhein-Main sollten insbesondere Biotech-Start-ups und Innovationen gefördert werden.
Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, betonte, mit dem neuen Landesverband könnten die regionalen Interessen der Mitgliedsunternehmen stärker vertreten werden. Die Partnerschaft mit dem VCI ermögliche es zudem, die Anliegen gezielt auf Landes- und Bundesebene voranzubringen.
Im Vorstand des neuen Landesverbands sind neben Soskuty Gerald Hommel (pharmarissano Arzneimittel GmbH, Bockenheim), Ralf Mayr-Stein (Mylan Germany GmbH (A Viatris Company), Bad Homburg), Wolfgang Reinert (AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Berlin (Hauptstadtbüro), Jan Schlegel (Apomedica Deutschland GmbH, Bad Homburg) sowie Carsten Schmidt-Rimpler (Fresenius SE & Co. KGaA, Bad Homburg).
Der Verband will die Pharma-Interessen künftig auch auf EU-Ebene sichtbarer vertreten: Ab 1. September übernimmt Henrik Reimer die Leitung des Büros von Pharma Deutschland in Brüssel und berichtet an den Geschäftsführer Politik des Verbandes, Michael Hennrich.
Zweck der eigens eingerichteten Stelle sei, die Zusammenarbeit mit den europäischen Pharma-Verbänden, wie etwa dem Dachverband AESGP, weiter zu verstärken. Verbandsmitglieder sollen schneller und direkter über die relevanten Gesetzesvorhaben und Debatten informiert werden. Zudem soll es verbandseigene Veranstaltungen zu europäischen Themen geben.