Pharma Deutschland beklagt mangelnde Wertschätzung |
Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender von Pharma Deutschland, forderte in seinem Grußwort zur Eröffnung der Expopharm auskömmliche Rahmenbedingungen für die Pharmaindustrie und für die öffentlichen Apotheken. / © PZ/Alois Müller
Er sei bereits seit rund 27 Jahren in der Branche tätig. Aber so schlecht wie zurzeit sei die Stimmung noch nie gewesen, begann Wieczorek seine Rede zur Eröffnung der Expopharm 2024 heute in München. »Wir können die politischen Rahmenbedingungen nicht akzeptieren. Wir brauchen viel mehr Wertschätzung für die Arzneimittelversorgung in Deutschland«, stellte er klar. Die mangelnde Wertschätzung sei vor allem vor dem Hintergrund nicht zu verstehen, dass die Gesundheitsbranche 27 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmache.
Der Vorstandschef des Pharmaverbands Pharma Deutschland forderte auskömmliche Rahmenbedingungen für die Pharmaindustrie und für die öffentlichen Apotheken. An den Plänen zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) übte er deutliche Kritik. Es sei völlig unklar, wofür das »R« in «ApoRG« stehe. Die geplante Umverteilung beim Honorar sei nicht akzeptabel. Auch die Pläne, wonach künftig PTA die Leitung von Filialen übernehmen dürfen, wenn ein Apotheker per Video zugeschaltet werden kann, lehne Pharma Deutschland ab. »Eine Apotheke ohne Apotheker können wir uns als Pharmaindustrie nicht vorstellen, und wir wollen es uns auch nicht vorstellen«, versicherte der Vorstandschef.
Wieczorek kam auch auf das Problem der Lieferengpässe zu sprechen. Das Lieferengpassgesetz (ALBVVG) habe bisher keine Abhilfe geschaffen. Er kritisierte, dass das Gesetz die Hersteller verpflichte, bestimmte Arzneimittel sechs Monate zu bevorraten. »Das Thema Lieferengpässe wird uns in den nächsten Monaten noch viel mehr beschäftigen«, sagte er.
Als »Riesenchance« bezeichnete Wieczorek die pharmazeutischen Dienstleistungen in Apotheken. »Das ist eine Dienstleistung, die das Gesundheitswesen stärkt«, machte er deutlich.
Danach kam er auf sein »Lieblingsthema« OTC-Switch zu sprechen. Er plädierte dafür, mehr Arzneimittel aus der Rezeptpflicht zu entlassen. Es sei möglich, damit 1,4 Milliarden Euro einzusparen. »Damit können wir das Gesundheitswesen entlasten und die Apothekenpflicht stärken«, führte er aus. Apothekerinnen und Apotheker seien für die Patientinnen und Patienten wichtige Lotsen durch das Gesundheitssystem. Ihre Kompetenzen bei der Kaufberatung von rezeptfreien, apothekenpflichtigen Arzneimitteln könnten eine sehr viel größere Rolle spielen, wenn mehr Arzneimittel ‚geswitcht‘, also aus der Rezeptpflicht entlassen würden, so Wieczorek.