Pharmazie
Pharmacon Westerland
Weltweit erkranken dreihundert bis fünfhundert Millionen Menschen an
der Malaria. Bei 1,5 bis 2,7 Millionen Menschen führt die Infektion zum
Tod. Allein im tropischen Afrika versterben jährlich circa eine Million
Kinder unter fünf Jahren an dieser Infektion, sagte Privat-Dozent Dr. med.
Thomas Weinke, Potsdam, der dieser Krankheit neben der Reisediarrhoe,
der Hepatitis A und dem Typhus abdominalis den Hauptteil seines
Vortrages widmete.
Nach Deutschland werden etwa 1000 Malariafälle jährlich importiert, von denen
circa 10 bis 20 Personen versterben. Die Symptomatik ist unter anderem durch
Fieber (98 Prozent), Kopfschmerz (78 Prozent), Müdigkeit (68 Prozent), Myalgien
(56 Prozent), Schüttelfrost (51 Prozent) und Diarrhoe (25 Prozent) gekennzeichnet.
Als eine Todesursache nannte der Referent die cerebrale Hypoxie. Aufgrund der
möglichen raschen Zunahme der Erkrankung empfehle sich stets die Behandlung
unter stationären Bedingungen.
sitäre Therapie eine vorherige Spezieszuordnung erfordert, zeigte Möglichkeiten der
medikamentösen Prophylaxe und Therapie auf. Zur Behandlung der Malaria tertiana
und quartana wird Chloroquin eingesetzt, da hier mit Chloroquinresistenzen nicht zu
rechnen ist. Plasmodium falciparum, der Erreger der Malaria tropica, weist in den
meisten tropischen Gebieten Resistenzen gegen Chloroquin auf. Bei einer
Parasitämie von über ein bis zwei Prozent sollte mit Chinin behandelt werden das
Medikament mit dem schnellsten Wirkeintritt. Zur Erfassung potentieller
Chininresistenzen kann mit Doxycyclin kombiniert werden. Bei unkompliziertem
Verlauf eignen sich Mefloquin und Halofantrin, wobei Mefloquin neuropsychiatrische
Reaktionen mit sich bringen kann. Durch Halofantrin kann es zu einer Verlängerung
der QT-Zeit im EKG sowie Herzrhythmusstörungen, Kammerflimmern und
plötzlichen Herztod kommen. Zur Behandlung der akuten unkomplizierten Malaria
tropica ist das Kombinationspräparat Atovaquon/Proguanil (Malarone®) seit 1997
in Deutschland zugelassen. Nebenwirkungen in Form von Kopfschmerzen und
Verdauungsstörungen seien leicht und selten, doch blieben weitere Erfahrungen noch
abzuwarten.
Als eine Möglichkeit der Vorbeugung nannte der Referent die
Expositionsprophylaxe mit entsprechender Kleidung sowie Netzen über dem Bett,
die mit Insektiziden imprägniert wirksam die Überträger, sprich:
Plasmodien-Mücken der Gattung Anopheles, fernhalten. Bei Empfehlungen zur
Chemoprophylaxe müsse die Höhe des eigentlichen Risikos, die Effektivität der
Medikamente (Resistenzsituation), Risiken und Nebenwirkungen, aber auch die
Einschätzung der Compliance des Patienten Berücksichtigung finden. Für
Hochresistenzgebiete empfehle sich die prophylaktische Einnahme von Mefloquin,
alternativ komme Chloroquin plus Proguanil (Paludrine) in Frage.
PZ-Artikel von Christiane Berg, Westerland
© 1997 GOVI-Verlag
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