Schilddrüsenerkrankungen und ihre medikamentöse Therapie |
31.01.2000 00:00 Uhr |
Jodmangelkropf, Hyper- und Hypothreose, Thyreoiditis und bosärtige Tumore nannte Professor Dr. med. Wieland Meng, Greifswald, als Krankheitsgruppen der Schilddrüse, wobei er vorrangig auf die drei erstgenannten einging. Die Hypothyreose schilderte er als Folge einer unzureichenden Versorgung der Körperzellen mit den Schilddrüsenhormonen L-Thyroxin (T4) und L-Trijodthyronin (T3). Die meist lebenslange Therapie besteht in der Substitution mit Levothyroxin, wobei die Therapiedosis im Mittel bei circa 2,0 ug/kg Körpermasse/Tag liegt.
Hypo- und Hyperthyreose
Bei der häufigen primären Hypothyreose lasse sich die erforderliche Dosis gut am TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) im Blut ablesen. Bei der selteneren sekundären, hypophysären Form sei der T4-Bedarf meist niedriger. Die Kontrolle erfolge mit Hilfe des klinischen Bildes sowie der Blutspiegel von T4 und T3. TSH ist hier ungeeignet.
Als Ursachen der Hyperthyreose in Folge eines Schilddrüsenhormonexzesses nannte Meng Morbus Basedow ( immunogene Hyperthyreose) mit Chance zur Remission sowie die funktionelle Autonomie (nichtimmunogene Hyperthyreose), bei der die Chance zur Remission nicht besteht. Zum Einsatz kommen die thyreostatische Therapie ( junge Patienten, kleines und diffuses Struma, Gravidität), die Radiojodtherapie (ältere Patienten, Rezidive, Thyreostatika-Nebenwirkungen, hohes OP-Risiko) und Operation ( Kompression, Rezidive, Thyreostatika-Nebenwirkungen).
Meng nannte die Langzeittherapie bei Morbus Basedow mit Thyreostatika (Thiamazol, Carbimazol, Propylthiouracil-PTU und Perchlorat) sinnvoll. Bei der Autonomie diene die Thyreostatikatherapie in der Regel nur der Vorbereitung der definitiven Therapie (Operation und Radiojod). Die Initialdosis hänge vom Schweregrad und der Iodversorgung ab. Meist seien 20 mg Thiamazol/Tag ausreichend. Wesentlich höhere Dosen seien bei einer iodinduzierten Hyperthyreose oder einer thyreotoxischen Krise notwendig.
Thyreostatika-Nebenwirkungen zeigen sich am Knochenmark (Leukopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie), Gastrointestinal-Trakt, Leber, Haut und Nervensystem. Nicht immer zwingen sie zum Therapieabbruch oder zur Umstellung der Therapie. Nach Meng scheidet jeder Basedow-Patient aus der thyreostatischen Therapie mit der Gefahr eines Rezidivs aus.
Jodmangelstruma
Für die Prophylaxe des Jodmangelstrumas eignen sich jodhaltige Lebensmittel, Jodsalz,
Jodtabletten und die Beachtung kritischer Zeiträume wie Schwangerschaft und Pubertät. In
der medikamentösen Therapie kommen Levothyroxin, die Monotherapie mit Jod sowie die
Kombinationstherapie mit Jod plus Levothyroxin zum Einsatz, wobei die Jodtherapie bei
Kindern und Jugendlichen, die Kombinationstherapie bei Erwachsenen sowie nach einer
unbefriedigenden sechsmonatigen Jodbehandlung bevorzugt wird. In der Schwangerschaft ist
der Jodbedarf um etwa 40 Prozent gesteigert. Auch Schwangere und Stillende ohne eine
nachweisbare Schilddrüsenvergrößerung sollten 200 ug Jod/Tag oder 1,5 mg
Jod/Woche erhalten, forderte er.
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