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Plasmaersatz oder Elektrolytlösung

Datum 01.02.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag PHARMACON DAVOS

Plasmaersatz oder Elektrolytlösung

Der menschliche Organismus besteht zu 60 Prozent aus Flüssigkeit. Daher ist es nur zu verständlich, daß Störungen unseres Flüssigkeitshaushaltes möglichst schnell therapiert werden müssen, vor allem wenn die körpereigene Regulation an ihre Grenzen stößt. Dr. Norbert Vogt von der Abteilung für Klinische Anästhesiologie des Ulmer Universitätsklinikums informierte in Davos, wann welche Elektrolytlösung oder welches Plasmaersatzmittel gegeben werden sollten.

Ein Drittel der Flüssigkeit im Körper befindet sich im Extrazellulärraum. Davon wiederum zirkuliert ein Fünftel durch die Gefäße. Der Rest ist ins Interstitium eingelagert.

Ein gesunder Erwachsener mit einem Körpergewicht von 70 kg scheidet täglich zwei Liter Wasser über Niere, Lunge, Haut und den Stuhl aus. Der Flüssigkeitsabgang müsse immer durch eine entsprechende Aufnahme kompensiert werden, so Vogt. Oft würde vergessen, daß die Verhältnisse bei Kindern ganz anders liegen. Sie tauschten pro Tag die Hälfte ihres Flüssigkeitsanteils aus und müßten im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht viel mehr trinken.

Der Wasserhaushalt kann nicht nur aus dem Gleichgewicht geraten, wenn die Resorption gestört ist oder zu wenig Flüssigkeit zugeführt wird.

Auch Nierenfunktionsstörungen, Diabetes, Verbrennungen, Diarrhöe, bevorstehende Operationen oder eine Sepsis können zu starken Wasserverlusten führten. Patienten, die an einer Sepsis leiden, müssen pro Tag bis zu 15 Liter Wasser aufnehmen. Ältere Menschen litten oft schon nach einem halben Tag ohne Flüssigkeitszufuhr unter Mangelzuständen, sagte Vogt. Je nach Verhältnis der Elektrolytkonzentrationen zur verlorenen Flüssigkeitsmenge bezeichnen Mediziner eine Dehydratation als isoton, hypoton oder hyperton (siehe Kasten).

Kochsalzlösungen ungeeignet

Infundierte Elektrolytlösungen verteilen sich über den gesamten Extrazellulärraum. Die Lösungen sollten isoton sein, das heißt Ionen in einer Konzentration von 270 bis 290 Mosmol/l enthalten. Eine klare Absage erteilte der Referent einer einfachen isotonen Kochsalzlösung. "Die unkritische Gabe führt zwangsläufig zu einer hyperchlorämischen Acidose", so Vogt.

Kochsalzlösungen sollten daher nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, um einen hohen Chloridbedarf zu decken oder wenn die Kaliumgabe vermieden werden muß. Universell könnten dagegen Vollelektrolyte wie die Ringer-Lösung eingesetzt werden. Sie enthielten hauptsächlich Natrium-, Kalium- und Calcium-Ionen, und als Anionen die organischen Salze Lactat oder Acetat.

Wenig Bedeutung kommt nach Meinung des Referenten sogenannten Halbelektrolyten zu. Solche Lösungen setzten sich nur zur Hälfte aus anorganischen Ionen zusammen. Um eine Isotonie zu gewähren, werden außerdem Zuckerverbindungen zugesetzt. Die Halbelektrolyte dienten meist als Trägerlösungen oder würden bei einer überschießenden Insulinwirkung eingesetzt, berichtete Vogt. Nur im experimentellen Bereich setzte man bei Notfallpatienten hyperosmolare NaCl-Lösungen ein, um den Plasmaraum rasch aufzufüllen.

Mediziner in den angelsächsischen Ländern verwendeten Vollelektrolyte auch als Blutvolumenersatz. Hier müsse jedoch berücksichtigt werden, daß nur ein Drittel der infundierten Flüssigkeit im Kreislauf verweile. Der Rest gelange ins Intestinum. Europäische und amerikanische Mediziner diskutierten immer wieder die Notwendigkeit anderer Plasmaersatzmitteln aus Albuminen, Dextranen oder Gelatine. Schließlich könne eine Kontamination mit Hepatitis- oder HI-Viren auch heute noch nicht ausgeschlossen werden.

Das intravasale Blutvolumen wir hauptsächlich durch den Starling´schen Mechanismus aufrechterhalten. Wasser bindet an onkotisch aktive Partikel, die aufgrund ihrer Größe nicht durch die Gefäßwand diffundieren können. Zur Substitution des Blutvolumens bedient sich die Medizin verschiedener natürlicher und künstlicher Kolloide. Solche Ersatzmittel könnten jedoch nur kurzfristig eingesetzt werden, weil ansonsten aufgrund fehlender Thrombozyten nicht mehr genügend Sauerstoff transportiert wird, sagte Vogt.

Albumine, Dextrane oder HES

"Die Zahl der auf dem Markt befindlichen Substanzen ist verwirrend. Das führt nur zu Logistikproblemen", kritisierte der Referent. Albumine würden heute wegen hoher Kosten und eingeschränkter Verfügbarkeit nur noch selten eingesetzt. Außerdem käme es häufiger zu Unverträglichkeitsreaktionen.

Auch die Dextran-Lösungen seien in den Hintergrund gedrängt worden, da sie Patienten oft nicht vertragen. Neben Gelatine-Zubereitungen, deren Wirkung allerdings nur ein bis zwei Stunden andauert, setzte man heute meist Hydroxyethylstärke-Lösungen (HES) ein. Neben dem günstigen Nebenwirkungsprofil zeichneten sich die HES-Lösungen auch je nach Konzentration durch eine gute Volumenwirkung und eine lange Wirkdauer aus.. Top

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