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Keine Vorteile für Amphotericin in Fettlösung

09.11.1998  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Keine Vorteile für Amphotericin in Fettlösung

Amphotericin B gilt aufgrund seines breiten antimykotischen Spektrums als Mittel der Wahl zur Behandlung lebensbedrohlicher Mykosen bei neutropenischen Patienten. Es wird normalerweise intravenös als kolloidale Suspension mit dem Detergens Natriumdeoxycholat in fünfprozentiger Glucoselösung appliziert. Häufige unerwünschte Wirkung von Amphotericin B sind die Nierentoxizität, ein Kaliumverlust sowie Fieber und Schüttelfrost.

Schon zahlreiche Wissenschaftler versuchten, insbesondere die renale Toxizität abzumildern beziehungsweise zu vermeiden. Liposomale Zubereitungen des Wirkstoffs werden besser vertragen, sind jedoch wesentlich teuerer als herkömmliches Amphotericin B-Deoxycholat. Eine Alternative hierzu könnten die preiswerteren, nichtliposomalen Lipidemulsionen sein, bei denen gleichfalls eine Reduktion der toxischen Effekte von Amphotericin in-vitro und in-vivo beschrieben wurden. Dabei gilt Intralipid®, eine Lösung aus Sojabohnenöl, Phosphatidylcholin, Glycerol und Wasser, als die am häufigsten eingesetzte Trägerlösung. In einer prospektiven, randomisierten Phase-II-Studie an deutschen Universitätskliniken wurden Sicherheit und Toxizität von Amphotericin in 5prozentiger Glucoselösung mit der in 20prozentiger Intralipid®-Lösung bei neutropenischen Krebspatienten mit Pneumonie oder Fieber unbekannter Herkunft untersucht.

Hierbei erhielten insgesamt 51 neutropenische Patienten (35 mit Leukämie, 11 mit Lymphomen sowie 5 mit soliden Tumoren), die entweder an ansonsten therapierefraktärem Fieber unbekannter Herkunft (24 Patienten) oder Pneumonien (27 Patienten) litten, für acht Tage und anschließend jeden zweiten Tag täglich 0,75 mg/kg KG Amphotericin B in 250 ml einer 5prozentigen Glucose-Lösung oder eine Mischung mit 250 ml Intralipid® als Infusion über ein bis vier Stunden. Beurteilungskriterien der Studie waren der Behandlungerfolg, die subjektive Verträglichkeit sowie die objektive Toxizität nach Kriterien des National Cancer Institute.

In beiden Studienarmen war die Verteilung der Patienten nach Alter, Geschlecht, zugrundeliegender Tumorerkrankung, Nieren- und Leberfunktion sowie die Vorbehandlung mit Antibiotika oder nephrotoxischen Arzneistoffen ähnlich. Es ließen sich keine statistisch signifikanten oder klinisch relevanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen für folgende Parameter zeigen: tägliche oder kumulative Dosis von Amphotericin B, Dauer der Therapie mit Amphotericin B, Häufigkeit und Zeitpunkt von Dosismodifikationen oder toxizitätsbedingte Veränderungen der Infusionsdauer. Auch in Hinblick auf eine erforderliche Zusatzmedikation, auf die Nierenfunktion, subjektive Verträglichkeit, Toxizitätssymptome, den Verlauf der Infektion sowie die Häufigkeit von Therapieversagern unterschieden sich beide Gruppen nicht. Die Patienten unter der Amphotericin B/Lipid-Therapie erhielten weniger Diuretika, wiesen jedoch mehr periphere Ödeme auf und benötigten in geringerem Ausmaß eine Kalium-Supplementation. Auffällig war, daß in der Intralipid®-Gruppe die Zahl der akuten Atemwegsprobleme (akute Dyspnoe, Husten, Pleuritis, akutes respiratorisches Atemnotsyndrom et cetera) signifikant zunahm (p<0,05).

Die Wissenschaftler schlußfolgern, daß die Gabe von Amphotericin B in einer Fettemulsion gegenüber der empfohlenen Applikation in Glucose keinerlei Vorteile bezüglich der renalen Toxizität und sonstiger Nebenwirkungen bietet, aber zu einer signifikanten Erhöhung von Atemwegsproblemen führt. Als möglicher Grund hierfür kommt eine Überladung mit Fetten oder eine Unverträglichkeit zwischen Amphotericin B und Intralipid® in Frage. Die Autoren folgern, daß Intralipid® nicht mit Amphotericin B gemischt werden sollte, da gehäuft schwere Nebenwirkungen auftreten und momentan die vor der Applikation angefertigten Mischungen beider Stoffe physikochemisch nicht untersucht sind und als unsicher anzusehen sind.

Quelle: Schöffski, P., et al., BMJ 317 (1998)S.379-384.

PZ-Artikel von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden
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