Pharmazie
Nach einer erfolgreich absolvierten Weiterbildung kann eine PTA in der
Apotheke Leistungen erbringen, zu denen sie vorher nicht oder nicht so
umfassend befähigt war. Die Qualifizierung soll die fachliche Kompetenz in
einem Spezialgebiet fördern und Kommunikation trainieren. Gerade das
macht die PTA zum beliebten Ansprechpartner für den Kunden.
Mehr Fachkenntnis, Kommunikation und Selbständigkeit in speziellen Bereichen des
Apothekensortiments: Dies sind erklärte Ziele der Weiterbildung zur Fach-PTA, die
damit eigentlich allen Berufsangehörigen willkommen sein müßte. Heute ist
Qualifikation mehr denn je gefordert, darin stimmten die Teilnehmer der
Podiumsdiskussion beim PTA-Forum im Rahmen des Expopharm-Kongresses in
München überein. Moderatorin Annette van Gessel bezeichnete das
Weiterbildungsinstitut des Bundesverbandes der Pharmazeutisch-technischen
Assistenten (WiPTA) als Schritt in die richtige Richtung.
»Nur Qualifizierung schafft Professionalisierung und damit Etablierung«, faßte Dr.
Gerd Glaeske von der Barmer Ersatzkasse und Mitglied des wissenschaftlichen
Beirats des WiPTA zusammen. Die Versorgung müsse auf allen Ebenen, in denen
Patienten Gesundheitsfragen stellen, verbessert werden. Dazu müsse die
»Zwischenebene« gefördert werden, denn »gerade hier finden Patienten
Ansprechpartner, mit denen sie sich unterhalten und die sie verstehen können«.
Glaeske beschrieb die Apotheke als bürgernahes Gesundheitszentrum. Ohne
Kommunikation ist keine Zukunft denkbar, unterstrich Werner Heuking,
Vorstandsmitglied des Apothekervereins Nordrhein. »Ohne PTAs läuft in der
Apotheke gar nichts«, sagte der Apothekenleiter aus Dinslaken, der die Apotheke
als Gatekeeper und Vermittler im Gesundheitswesen, als Anlaufstelle für alle
Probleme der Kunden sehen will. Das Leistungsspektrum der Apotheke werde sich
verändern, »und dazu brauchen wir höchst qualifiziertes Personal«.
Das WiPTA bietet eine Spezialisierung in zwei Bereichen, die in der Apotheke viel
Kontakt zum Kunden und Kommunikation erfordern: Dermopharmazie und
Ernährung. Daneben können Einblicke in neue Bereiche wie Krankenhauspharmazie
und ab 1999 auch in Industriepharmazie gewonnen werden. Bislang haben sich 111
Teilnehmerinnen zu Fach-PTAs qualifiziert, sagte Christiane Skorupka als
Vorsitzende des 1995 gegründeten Instituts in Saarbrücken. »Unser Renner ist das
Gebiet Ernährung«, so die engagierte PTA gegenüber der PZ, die großen Wert
darauf legt, daß das Institut firmenunabhängig arbeitet.
Neben der fachlichen Fortbildung enthält jedes Kursprogramm einen sogenannten
Psycho-Tag mit individuellem Training. Es gehe darum, so Skorupka, daß jede
Teilnehmerin für sich erfährt, was sie leisten und wie sie mit Kunden umgehen kann,
welche Gespräche sie führen kann und welche sie abgeben muß. Das trainiert das
Selbstbewußtsein, berichtete Birgit Feldmann, Fach-PTA für Ernährung, aus eigener
Erfahrung. »Wir PTA sind täglich präsent, oft ohne uns bewußt zu sein über das
eigene Auftreten, Agieren und Reagieren.« Beim Psycho-Tag lerne man eigene
Lösungsstrategien kennen und einzusetzen. Dies habe Auswirkungen auf die
Apothekenpraxis: »Wir können die Patienten nachhaltiger beraten, und diese spüren
unser vertieftes Fachinteresse. Wir sind keine Verkäuferinnen, sondern fachkundige
Beraterinnen.« Sie habe zudem erlebt, daß ihre eigene Initiative die Kollegen in der
Apotheke angespornt hat, sich selbst fort- und weiterzubilden.
Lohnt sich das Engagement auch finanziell? Diese Frage komme immer seltener,
wenn sich interessierte PTAs beim WiPTA nach den zweiwöchigen Kursen
erkundigen, stellte Skorupka fest. Dennoch waren sich die Teilnehmer am Podium
einig, daß Mitarbeiter, die mehr leisten, beim Chef auch Gehaltswünsche anbringen
können. Heuking bezeichnete die Gehälter in den Apotheken als »mager« und regte
eine leistungsgerechte Bezahlung, eventuell sogar ein Prämiensystem an. Honorierung
der Fortbildung und bei eigenständiger Leitung eines Apothekensegments sei seit
langem eine Forderung des BVA, entgegnete eine Zuhörerin. Heuking mußte passen:
»Die Apotheker kleben an ihren Pfründen.«
Feldmann berichtete durchaus von positiven Reaktionen der Apothekenleiter. Viele
Kursteilnehmerinnen hätten Bildungsurlaub oder einen Zuschuß zu ihrer
Weiterbildung erhalten. Sie war begeistert: »Ich kann es allen nur ans Herz legen, die
Weiterbildung zu besuchen und das WiPTA zu stärken.« Skorupka meinte, die
Weiterbildung sollte zur Norm werden, »denn Qualifikation ist die Basis für Arbeit«.
PZ-Artikel von Brigitte M. Gensthaler, München
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