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Epinastin und Olopatadin

02.02.2004  00:00 Uhr

PHARMAZIE

Neu auf dem Markt

Epinastin und Olopatadin

 

von Brigitte M. Gensthaler, München, und Kerstin A. Gräfe, Eschborn

In diesem Januar kamen bereits zwei neue Arzneistoffe auf den Markt. Sowohl Epinastin als auch Olopatadin zählen zu den H1-Antihistaminika und sollen die Symptome der saisonalen Konjunktivitis lindern.

Epinastin

Rechtzeitig vor der Pollensaison bringt die PharmAllergan ein neues Antihistaminikum auf den Markt. Die Augentropfen mit Epinastinhydrochlorid sind zugelassen zur symptomatischen Behandlung der saisonalen allergischen Konjunktivitis (Relestat® 0,5 mg/ml). Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene sollen dazu zweimal täglich einen Tropfen in das betroffene Auge träufeln. Die bisherigen Therapieerfahrungen sind auf acht Wochen begrenzt. Bei älteren Menschen sowie Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion ist keine Dosisreduktion nötig.

Der tetrazyklische Wirkstoff Epinastin weist eine hohe Bindungsaffinität zum H1-Rezeptor und eine 400fach niedrigere Affinität zum H2-Rezeptor auf. In Studien wirkte er antientzündlich, verhinderte die Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus Mastzellen und blockierte die Kumulation von Entzündungszellen.

Die maximale Wirkstoffkonzentration, die im Plasma nach rund zwei Stunden gemessen wurde, beträgt etwa ein Millionstel der maximalen Konzentration in den Tränen. In einer kleinen Studie, die Ende Januar bei einer Tagung der European Society of Cataract and Refractive Surgeons vorgestellt wurde, tropften 67 Patienten in ein Auge Epinastin-Augentropfen und in das andere das wirkstofffreie Vehikel. Das Verum dämpfte Lidschwellung, Hyperämie und Juckreiz am Auge innerhalb weniger Minuten signifikant besser; die Wirkung hielt acht Stunden lang an. In einer achtwöchigen Studie mit knapp 300 Konjunktivitis-Patienten reduzierte Epinastin das Augenjucken tendenziell besser als Levocabastin (nicht signifikant), aber deutlich stärker als die Tropfengrundlage.

Die Augentropfen sind relativ gut verträglich. Häufigste Nebenwirkung war ein meist leichtes Brennen im Auge (bei bis zu 9 Prozent der Patienten). Gelegentlich wurde über andere lokale Effekte wie Augenreizung, Hyperämie oder Ödeme der Bindehaut sowie über systemische Wirkungen wie Kopfschmerzen, Mundtrockenheit oder Pruritus berichtet. Da Epinastin die Blut-Hirn-Schranke nicht überwindet, ist keine Sedierung zu erwarten. Die Augentropfen sind mit Benzalkoniumchlorid konserviert. Patienten, die weiche Kontaktlinsen tragen, sollten diese vor der Applikation herausnehmen und frühestens nach 10 bis 15 Minuten wieder einsetzen.

Epinastin-Tabletten (Boehringer Ingelheim) werden in Südamerika und Japan bei Allergien eingesetzt. In Studien war der Arzneistoff gut wirksam bei Hautkrankheiten wie chronische Urtikaria, Psoriasis vulgaris und juckende Dermatosen sowie bei allergischer Rhinitis.

Olopatadin

Seit Januar sind Olopatadin-Augentropfen (Opatanol® 1 mg/ml Augentropfen, Alcon Pharma) zur Behandlung okulärer Anzeichen und Symptome der saisonalen Konjunktivis zugelassen. Die verschreibungspflichtigen Augentropfen enthalten pro Milliliter 1 mg Olopatadin als Hydrochlorid und sind als 5-ml-Flasche erhältlich.

Der selektive H1-Rezeptorblocker hemmt die Wirkung von Histamin und verhindert die Histamin-induzierte Produktion entzündungsfördernder Zytokine konjunktivaler Epithelzellen. Zudem lassen Daten aus In-vitro-Studien darauf schließen, dass die Substanz direkt auf die Mastzellen der menschlichen Bindehaut wirkt, wodurch die Ausschüttung entzündungsfördernder Mediatoren inhibiert wird.

Wie andere topisch angewendete Arzneimittel wird auch Olopatadin systemisch resorbiert, allerdings nur in sehr geringem Ausmaß. So sind die Plasmakonzentrationen 50- bis 200-mal geringer als diejenigen nach gut verträglicher peroraler Gabe.

Olopatadin hat eine Plasmahalbwertszeit von acht bis zwölf Stunden. Die Substanz wird vorwiegend über die Nieren ausgeschieden, wobei sich etwa 60 bis 70 Prozent der Dosis im Urin als unveränderter Wirkstoff wiederfinden. In geringen Konzentrationen wurden die Metaboliten Mono-Desmethyl-Olopatadin sowie eine N-Oxid-Verbindung nachgewiesen.

Da der Wirkstoff im Urin vorwiegend als unveränderte aktive Substanz ausgeschieden wird, ist seine Pharmakokinetik bei eingeschränkter Nierenfunktion verändert. So zeigten sich im Plasma von Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung (mittlere Creatinin-Clearance 13 ml/min) 2,3-mal so hohe Spitzenkonzentrationen wie bei gesunden Erwachsenen. Bei Dialyse-Patienten (ohne Urinausscheidung) waren die Plasmakonzentrationen nach peroraler Gabe von 10 mg Olopatadin am Tag der Hämodialyse signifikant niedriger als am Tag ohne Hämodialyse, was darauf hindeutet, dass die Substanz durch Hämodialyse ausgeschieden wird.

Mit Olopatadin wurden keine klinischen Studien zu Wechselwirkungen durchgeführt. In-vitro-Studien zeigten, dass die Substanz nicht mit den Cytochrom-P-450-Isozymen 1A2, 2C8, 2C9, 2C19, 2D6, 2E1 und 3A4 interagiert. Daher scheinen Wechselwirkungen mit gleichzeitig angewendeten Wirkstoffen unwahrscheinlich.

Die Zulassung beruht auf klinischen Studien mit rund 950 Patienten, in denen Olopatadin als Monotherapeutikum oder kombiniert mit 10 mg Loratadin ein- bis viermal täglich bis zu vier Monate lang in beide Augen getropft wurde. Dabei wurden keine schwerwiegenden ophthalmologischen oder systemischen Nebenwirkungen beobachtet. Als häufigste behandlungsbedingte Nebenwirkung mit einer Häufigkeit von 0,9 Prozent gaben die Patienten Jucken und Brennen der Augen an. Weitere unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie verschwommenes Sehen, trockener Mund, Rhinitis und Erythem traten sehr selten auf.

Im Abstand von acht Stunden sollte zweimal täglich ein Tropfen in den Bindehautsack des betroffenen Auges getropft werden. Für Kinder ab drei Jahren kann die gleiche Dosierung wie für Erwachsene angewendet werden. Die Behandlung kann, falls notwendig, bis zu vier Monate fortgesetzt werden.

Olopatadin sollte ein oder zwei Wochen vor dem zu erwartenden Beginn der Augensymptome und anschließend die ganze Saison hindurch angewendet werden, um so vorhersehbaren, jahreszeitlich auftretenden allergischen Symptomen an den Augen vorzubeugen.

Da die Augentropfen Benzalkoniumchlorid enthalten, ist bei häufiger oder langfristiger Anwendung eine engmaschige Überwachung bei Patienten mit Sicca-Syndrom oder vorgeschädigter Hornhaut angezeigt. Patienten, die Kontaktlinsen benutzen, sollten nach dem Eintropfen der Lösung 10 bis 15 Minuten mit dem Einsetzen der Kontaktlinsen warten. Während des Tragens von Kontaktlinsen sollten Olopatadin-Augentropfen nicht angewendet werden.

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