Nicht deklarierte Corticosteroide in topischen Zubereitungen |
07.12.1998 00:00 Uhr |
Die Anzahl der zu prüfenden Corticosteroide
liegt bei etwa 45 diversen Verbindungen und deren Derivaten. Hier werden authentische
Referenzsubstanzen benötigt. Die Proben mit diversen Matrices müssen vor dem Einsatz der
Analysenverfahren entsprechend behandelt und unterschiedlich extrahiert werden. Die
Begleitstoffe und störende Bestandteile müßen im ersten Schritt zum großen Teil
abgetrennt werden. Dünnschichtchromatographie mit Fließmitteln unterschiedlicher
Polarität sowie verschiedene Sprühreagenzien, HPLC
(Hochleistungsflüssigkeitschromatographie), normal-Phase und reversed-Phase Verfahren mit
UV-Detektion und mit Diodenarray-Detektor, sind die gängigen Analysenverfahren zum
Nachweis von nicht deklarierten Corticosteroiden. Zur Bestätigung eines gefundenen
Corticoids kommt gegebenenfalls auch die Infrarotspektroskopie (Aufnahme eines
Infrarotspektrum des chromatographisch abgetrennten Stoffes) zum Einsatz. Als weitere
aufwendige aber "gerichtsfeste" Methode wird im ZL das Verfahren LC-MS-MS,
Liquidchromatographie mit einem Doppelquadrupol-Massenspektrometer zur
Identitätsbestimmung eingesetzt. Hier werden nicht nur die Masse der in Frage kommenden
Stoffe nach HPLC-Trennung massenspektrometrisch genau identifiziert, sondern auch mit
einem zweiten Quadrupol die Fragmentierungsprofile eben dieses Stoffes
massenspektrometrisch analysiert. Als Vergleichssubstanzen werden simultan authentische
Referenzstandarde eingesetzt. Hier gilt das Argument (wie manchmal vom Hersteller
hervorgebracht) eines falsch positiven Nachweis wegen Interferenzen von Begleitstoffen
nicht. Ohne weitere Anreicherung der Probe beträgt die Nachweisgrenze von Corticoiden in
den Zubereitungen im allgemeinen bei etwa 0,01 %. Darüber hinaus wird im ZL eine zweite, unabhängige pharmakodynamische
Methode, der Vasokonstriktionshauttest unter standardisierten Bedingen (Blindwert,
Standard und Probe) zum positiven oder negativen Nachweis von Corticoiden in den topischen
Zubereitungen eingesetzt. Hier wird die Probe ohne jegliche Vorbehandlung direkt auf die
Hautoberfläche einer Testperson aufgetragen und die durch Steroide induzierte Abblassung
der Hautfläche im Testfeld betrachtet. Dieser Test wird nicht für sich allein, sondern
zusammen mit den Ergebnissen der analytischen Untersuchungen beurteilt. Dadurch ergibt
sich ein Mosaikwerk der Beweisführung. Diese Vorgehensweise, der Einsatz von chromatographischen,
spektroskopischen und massenspektrometrischen Analysenverfahren, verbunden mit einem
pharmakodynamischen Vasokonstriktionshauttest führt mit an Sicherheit grenzenden
Wahrscheinlichkeit zur Detektion eines nicht deklarierten und heimlich zugesetzten
Corticosteroids in den Salben-, Creme- und Sprayproben bekannter oder unbekannter
Zusammensetzung. Als Beispiele aus der letzten Teit sind die Nachweise von
Corticosteroiden in den sogenannten kosmetischen Produkten Skin-Cap-SprayÒ und Psorigon Cremes genannt. Das ZL hat zunächst in
Skin-Cap-Sprays Triamcinolonacetonid, dann bei einer späteren Charge nicht deklarierte
Clobetasolpropionat und dann vor kurzem ein Betamethasonderivat nachgewiesen. Diese
Ergebnisse wurde dann von mehreren Labors in Europa bestätigt. Vor kurzer Zeit wurde
ebenfalls vom ZL nicht deklariertes Clobetasolpropionat in Psorigon Creme detektiert.
Diese Aktivitäten führten zum Rückruf der entsprechenden Chargen in der
Pharmazeutischen Zeitung bzw. zur weiteren Veranlassungen der zuständigen Behörden.
Diese Mitteilungen werden regelmäßig unter der Rubrik von Arzneimittelkommission der
Deutschen Apotheker bekannt gemacht. Diese kurze Notiz sollte darlegen, wie arbeitsintensiv die Untersuchung
einer Probe bis zum sicheren positiven oder negativen Nachweis eines nicht deklarierten
Corticoids in einer Probe, häufig unbekannter Zusammensetzung, ist. Alle interessierten Apothekerinnen und Apotheker können beim Vorliegen einer
Verdachtsprobe auf Corticosteroide mit dem ZL Kontakt aufnehmen. Pharmazie
Nicht deklarierte Corticosteroide in topischen Zubereitungen
Dem ZL werden immer
wieder von Apotheken aus dem ganzen Bundesgebiet Cremes, Salben, Sprays und Lotionen
unbekannter Zusammensetzung, manchmal mit bekannter Aufmachung samt Angabe der
Inhaltsstoffe und als deklariertes Kosmetikum zur Überprüfung vorgelegt. Die Präparate
gelangen über diverse Vertriebskanäle mit oder ohne Mitwirkung der Apotheken zum
Patienten. Diese Zubereitungen sollen bei Hautkrankheiten wie Neurodermitis, auch bei
Kindern, wundersam gewirkt haben. Die Apotheken und Patienten schöpfen häufig Verdacht
hinsichtlich eventuell nicht deklarierter potenter Arzneistoffe wie Corticosteroide in den
Zubereitungen und schicken die Proben zur Überprüfung an das ZL. In den letzten zwei
Jahren (1997 und 1998) sind allein etwa 130 Verdachtsproben auf Corticosteroide untersucht
worden. In mehr als 50 % der Fälle konnte der Anfangsverdacht bestätigt und synthetische
Corticosteroide qualitativ identifiziert und halbquantitativ bestimmt werden.
PZ-Artikel von Syed Laik Ali, ZL, Eschborn
© 1997 GOVI-Verlag
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