Pharmazie
dpa. Mediziner haben mit einer Gentherapie bei todkranken
Herz-Patienten überraschende Erfolge erzielt. Eine einzige Injektion mit
dem VEGF-Gen ermöglichte Patienten, für die es sonst keine Hoffnung
mehr gab, wieder ein normales Leben zu führen, meldet dpa. Das Herz der
Kranken wurde nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt oder ihr
Herzmuskel war, etwa nach einem Infarkt, stark geschwächt.
Einige der neuen, vielversprechenden Experimente wurden auf den 71. Scientific
Sessions des Amerikanischen Kardiologenverbandes (American Heart Association
AHA) in Dallas vorgestellt. AHA-Präsident Valentin Fuster aus New York
bezeichnete das Ergebnis als einen der "aufregendsten neuen Ansätze in der
Behandlung von Herz- und Kreislaufkrankheiten".
Am weitesten fortgeschritten ist offenbar die Arbeit von Jeffrey Isner von der Tufts
Universität in Cambridge, Massachusetts, USA. Isner spritzte das VEGF-Gen über
einen kleinen Einschnitt in der Brust direkt in den Herzmuskel von 16 Patienten. Das
Gen ist im Durchschnitt zwei Wochen aktiv und reichert das unterversorgte Herz mit
neuen Blutgefäßen an, erläuterte Isner auf einer Pressekonferenz in Dallas. VEGF
steht für Vascular Endothelial Growth Factor (Wachstumsfaktor für Arterien).
Einer seiner Patienten, der vor der Gentherapie keine hundert Schritte mehr gehen
konnte, fühlt sich nach eigenen Angaben "so gut wie seit 15 Jahren nicht mehr". Der
Eingriff erfordere einen viertägigen Krankenhausaufenthalt und sei bereits nach drei
Wochen voll wirksam. Er wird nur an Patienten ausprobiert, für die alle anderen
Mittel der Kardiologie ausgeschöpft sind. Die Therapie sei günstiger als andere
herzchirurgische Eingriffe wie Bypass und Angioplastie mit einem Ballonkatheter.
Neben Isners Verfahren werden derzeit wenigstens vier andere Gentherapien in den
USA und Europa erprobt. Ronald Crystal vom New York Presbyterian Hospital
der Cornell Universität benutzt ein Rhinovirus zum Gentransport in die kranke
Herzregion. Auch der Erfolg des finnischen Forschers Seppo Yla-Herttuala von der
Universität Kuopio ist beeindruckend. Er injizierte das Gen während der
Angioplastie. Nur bei einem von zehn Patienten verschloß sich die behandelte
Arterie wieder. Ohne Gentherapie kommt es normalerweise zu einer erneuten
Verschlußrate von 50 Prozent.
© 1997 GOVI-Verlag
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