Schlechte Noten für Vitamine aus dem Internet |
19.10.1998 00:00 Uhr |
Pharmazie
Grundsätzlich sei der Vertrieb von Arzneimitteln und Vitaminpräparaten über das Internet bedenklich, schreiben die beiden Mediziner in der Ausgabe des British Medical Journals vom 17. Oktober 1998 (Seiten 1069-71). Die Qualität der im Netz angebotenen Produkte sei bisweilen sehr schlecht. Manche Substanzen, die per Internet vertrieben würden, seien niemals richtig getestet worden. Zudem sei das Risiko groß, daß die online bestellten Medikamente falsch eingenommen werden.
Offensichtlich hebt sich auch das Angebot von Health Now nicht deutlich von diesem Niveau ab. Meyer und Tröger analysierten die 40 dort publizierten Studien, mit denen die Betreiber der Homepage die Wirksamkeit des von ihnen vertriebene Vitacor 20/90 belegen wollen. Keine der zitierten Arbeiten beweise tatsächlich, daß die Mischung aus 35 Vitaminen, Spurenelementen und Aminosäuren wie versprochen die Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen verhindere, so die Bilanz der Magdeburger. Die meisten Studien beschäftigten sich allgemein mit Vitaminen. Studien speziell zu Vitacor 20/90 seien Mangelware. Ob das Präparat einen klinischen Nutzen hat, ist deshalb zumindest fraglich.
Eine genauere Beurteilung des Präparates anhand der Internetinformationen ist ohnehin nicht möglich. Denn über die Zusammensetzung finde sich im Angebot von Health Now nichts, bemängeln Meyer und Tröger. Nur wer das Präparat bestellt, kann auf dem Etikett erfahren, was er da eigentlich geordert hat. Warum die Hersteller auf eine Ausführliche Auflistung im Internet verzichten liegt auf der Hand: Vitacor unterscheidet sich kaum von anderen auf dem Markt befindlichen Präparaten.
Somit dürfte auch der Vitamincocktail in erster Linie demjenigen Nutzen, der es vertreibt. Wer es ein Jahr lang einnimmt muß 350 Dollar für die Tabletten und 475 Dollar für das Mixgetränk hinlegen.
PZ-Artikel von Daniel Rücker, Eschborn
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