Pharmazie
Zwar aus den Pharmakologie-Vorlesungen bekannt, doch bisher therapeutisch
nicht in Erscheinung getreten: Die Rede ist von Proopiomelanocortin, kurz POMC.
Das könnte sich in naher Zukunft ändern.
POMC ist ein opiatartiges Neurohormon und die gleichzeitige Vorstufe von
Melanotropin und den Endorphinen. Auf einer Zwischenstufe spaltet sich zudem
ACTH (Corticotrophin) ab. So sind denn die aus POMC gebildeten Substanzen für
Immunabwehr, Schmerzregulierung und die Pigmentierung der Haut verantwortlich.
Diese Eigenschaft möchte man sich medikamentös zu Nutze machen.
Daß sich POMC in Laborversuchen entzündungswidrig verhält, sei bewiesen, sagte
der Direktor der Hautklinik Münster, Professor Dr. Thomas Luger, in einem
Gespräch mit der Deutschen Presseagentur dpa. Ob es auch beim Menschen wirkt,
werde derzeit an der Universitätsklinik Münster untersucht. Mit den Testergebnissen
sei noch in diesem Jahr zu rechnen.
Nach Angaben Lugers kann die richtige Dosis des Neurohormons möglicherweise
Fieber senken und Hautkrankheiten wie Neurodermitis verhindern. "Bisher dachten
alle Experten, POMC werde ausschließlich von der Hirnanhangsdrüse produziert.
Jetzt wissen wir, daß nahezu alle Organe das Hormon herstellen können, also auch
die Haut." Als Spritze oder Salbe verabreicht, funktioniere POMC ähnlich wie
Cortison. "POMC hat aber keine schädlichen Nebenwirkungen", betonte der
Wissenschaftler. Cortison dagegen kann Impotenz, Diabetes, Bluthochdruck und
Grauen Star auslösen.
Bisher noch Zukunftsmusik, aber nach den Ausführungen Lugers denkbar: "Werden
die Empfängerzellen für das POMC-Produkt Melanotropin mittels Gentherapie
verändert, könnte man den Hauttyp und damit die Anfälligkeit für Hautkrebs
steuern."
PZ-Artikel von Elke Wolf, Oberusel
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